Archiv der Kategorie: Politik

Volker Schlöndorff hält BDP für rechtsradikal

Eine ziemlich absurde Passage steht in der Oktober-Ausgabe der Ringier-Zeitschrift „Cicero“. Geschrieben hat sie Filmregisseur Volker Schlöndorff in einem Artikel zur Verhaftung von Roman Polanski:

Die Schweizer Justizministerin, Frau Widmer-Schlumpf, muss ihrer ziemlich rechtsradikalen Partei beweisen, dass sie es ernst meint mit der Forderung „Ausländer raus“. Polanski wird nicht geschützt durch seine Berühmtheit, sie liefert ihn ans Messer.

Bei der „ziemlich rechtsradikalen Partei“ von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf handelt es sich um die BDP, eine Partei, die wie keine zweite auf Wahrung von Würde und Anstand pocht und als Abspaltung der SVP entstanden ist, mit der sie sich überworfen hatte. Die unter dem Namen BDP formierte Abspaltung – ich glaube, da sind sich alle einig – steht links und nicht rechts von der (nicht rechtsradikalen) SVP.

Jürg Acklin ist nicht Pestalozzi

Im Bezirk Zürich Seefeld sind Wohnungsmieten um die 3000 Euro nicht aussergewöhnlich. Folgt nun wie in Berlin Prenzlauer Berg die Vertreibung der Ureinwohner durch hohe Mieten? Sind die renditegeilen Investoren dafür verantwortlich? Oder doch eher die renditegeilen Verkäufer?


Sonnenuntergang im Zürcher Seefeld. Bild: CC Flickr magdalar

Letzte Woche zeigte die SF-Sendung „Reporter“ einen Bericht über das Seefeld in Zürich:

„Die Yuppisierung eines Quartiers“ (sf.tv, Video, 27:07 Minuten)

(Mich stört, dass dem SF-Online-Video ein lästiger Programmhinweis in eigener Sache vorgeschaltet ist. Warum das?)

Denkwürdig am durchaus kurzweiligen Film ist das Statement von Schriftsteller und Psychoanalytiker Jürg Acklin (ab 18:47 Minuten), der erklärt, warum er ein offenbar in seinem Familienbesitz befindliches Gebäude im Seefeld für 3.5 Millionen Franken an einen Investor verkauft hat und nicht für 2.5 Millionen Franken an jemanden aus dem Umfeld eines bisherigen Bewohners:

Es sind zwei Seelen in der Brust, ich bin auch immer noch in der … [… sozialdemokratischen Partei der Schweiz?] Ich wechsle auch nicht die Partei, weil ich jetzt etwas Geld verdient habe. Ich bin immer noch sozial engagiert und ich glaube: Es ist halt eine kognitive Dissonanz, die man hat, dass man intellektuell und auch gewissermassen gesamtgesellschaftlich kritisch und durchaus auch, wie soll ich sagen, linksliberal ist, aber im entscheidenden Moment: Ich glaube, ich bin einfach nicht Pestalozzi. [gemeint ist Johann Heinrich Pestalozzi, ein Pädagoge, der im Schweizer Sprachgebrauch als Synonym für besonders soziales Handeln Einzug gehalten hat.]

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Wahlergebnisse vorhersagen? Kann ich auch.

Rund fünf Stunden vor Schliessung der Wahllokale und den ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl twitterte ich gestern, was ich vorher schon allen möglichen Leuten erzählt hatte.

Meine Vorhersage der Bundestagswahl 2009:

Screenshot Twitter ronniegrob
Bild: Screenshot twitter.com

In den ersten Hochrechnungen sah das dann so aus (die vorläufigen amtlichen Ergebnisse finden sich beim Bundeswahlleiter):


Bild: CC Flickr _teecee

Kurz: Es ist alles genau so eingetroffen. Krieg ich jetzt den Erich-von-Däniken-Preis?

(Wahrscheinlich nicht. Es ist einfach ziemlich genau das eingetreten, was die Institute vorhergesagt haben. Bei der SPD am unteren Rand des Spektrums, bei der FDP und der Linken am oberen Rand.)

„Die bundesrepublikanische SED“

In weniger als zwei Stunden werden die Wahlurnen zur Bundestagswahl in Deutschland geschlossen. Der „Spiegel“ hat den Wahlkampf so zusammengefasst:

Das ist die Lage dieser Tage: Die bundesrepublikanische SED, die Sozialdemokratische Einheitspartei Deutschlands, führt Wahlkampf gegen sich selbst.

Wenn es überhaupt ein Feindbild gibt in diesem Wahlkampf, dann sind es die Kapitalisten. Es sind die gierigen Banker und die gierigen Manager, die für das Unheil verantwortlich gemacht werden.

„Im Zweifel links“, Spiegel 37/2009

Journalismus im Hause Ringier (4)

Dem Zürcher Radiosender Energy Zürich (zu 51 Prozent in Besitz von Ringier, hier eine Übersicht der Beteiligungen von Ringier) muss seine Radiosendungen Ende Jahr abschalten, wie nun endgültig vom Bundesverwaltungsgericht entschieden wurde („Das Urteil kann vor Bundesgericht nicht angefochten werden und ist somit seit der Eröffnung rechtskräftig.“)

Der Online-Ableger der Boulevardzeitung „Blick“ (zu 100 Prozent in Besitz von Ringier) berichtete am 18. September über diese Einstellung mit diesen Worten:

„Der Schock beim populären Radiosender Energy sitzt tief“

„Die Mitarbeiter sind wütend und traurig“

Man holte sich ausgewählte Stimmen ein. Der Präsident des Verbandes Schweizer Presse, Hanspeter Lebrument, sagte zum Beispiel: „Ich bin bestürzt und wütend“. Verschiedene Musiker, Parlamentarier und Energy-Mitarbeiter gaben ihrer Empörung in einer Bildergalerie Ausdruck.

Dass Blick.ch bei seinen vielen, vielen Berichten über Radio Energy darauf hinweist, dass dieses mehr als zur Hälfte Ringier gehört, hab ich noch nicht gesehen. Wenn, dann machen den Transparenzhinweis Leser in der Kommentaren.

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