Archiv der Kategorie: Wirtschaft

Kapitalismus, Bottom-up-System und grösste NGO der Menschheitsgeschichte

Es ist wie ein kleiner Schock, wenn sich in einer deutschen Publikation jemand zum Kapitalismus bekennt und ihn fast schon euphorisch bejaht.

Der 1939 geborene Investor Peter Jungen hat es getan, ein ganzes Interview lang.

„Gier, das kann man schon bei Hammurabi oder im Alten Testament nachlesen, gab es immer. Aber nur der Kapitalismus setzt Gier in Wohlstand um. Adam Smith verkündete keine Glaubenssätze, sondern als Empiriker beschrieb er, was die Menschen tun, wie sie ‚ticken‘. Er gab dem negativen Begriff der Gier eine positive Ausstrahlung: Die Menschen verfolgen ihr Selbstinteresse. So sind die Menschen. Er hat sie genau beschrieben, den Metzger, den Bäcker, den Bergarbeiter, wie sie arbeiten, wie sie sich organisieren. Ist das Gier? Ist das Turbo? Diese Begriffe benutzen Leute, die das Wesen des Kapitalismus nie richtig verstanden haben, das sind Schimpfworte. Zum Verständnis, wie der Kapitalismus funktioniert, dass er die größte NGO der Menschheitsgeschichte ist, tragen sie nicht bei. Der Kapitalismus ist nämlich ein Bottom-up-System. Er befreit die Menschen, ihre Talente auszuüben, statt sich von einem abhängig zu machen, der ihnen sagt, was sie dürfen und was nicht. Diesen gut funktionierenden Kapitalismus brauchen wir. Den aus der Vorstellung der schottischen Aufklärung, von John Locke, David Hume und Adam Smith.“

„Kapitalismus. Was denn sonst“ – ein Interview mit Peter Jungen
(welt.de, Andrea Seibel)

Der Euro und die Schulden

Wirtschaftsjournalist Markus Schneider hat ein paar Eckdaten zum Euro rausgesucht. Zwischen den Vorgaben und der Realität bei den Gesamtschulden und bei der Neuverschuldung liegen bei einigen Ländern Welten.

Ich will hier keine Zeugnisse verteilen. Als kleiner Blogger frage ich mich einfach, warum der Euro, gemessen in Schweizer Franken, weiterhin so stark ist.

Meine Prognose: Das dicke Ende kommt erst!

„Zur Zukunft des Euro“ (schneiderinechtzeit.blogspot.com)

Christoph Blocher zu Besuch in Nordkorea

Am 9. November feiert Deutschland den Fall der Berliner Mauer und damit den Untergang der DDR, doch Realsozialismus gibt es noch immer, zum Beispiel den „National-Sozialismus“ von Nordkorea, wie ihn der Industrielle, Politiker und Milliardär Christoph Blocher bezeichnet. Er war zwei Tage in China und reiste zwei Wochen durch Nordkorea. Von seinen „Wanderferien“ erzählt er eine spannende halbe Stunde lang, leider nur in schweizerdeutschem Dialekt, und Untertitel hat der Beitrag auch keine.

Beobachtet hat er, wie während der Reisernte alle aus den Büros strömen, um mitzuhelfen. Dass auf den Strassen kaum Autos und Fahrräder zu sehen sind und viele während Stunden zu Fuss gehen. Dass die besten Hotels auf dem Land unter dem Standard einer Berghütte in der Schweiz blieben. Dass seine Wandergruppe oft mehr Begleiter als Teilnehmer hatte. Und er erzählt, wie er alle mitgenommenen Batterien verbrauchte, weil immer wieder das Licht ausging.

Christoph Blocher über seine Wanderferien in Nordkorea (kewego.de, Video, 34:10 Minuten)

Für nur 450 Euro an den 80. Zürcher Presseball

Der Schweizer Medienszene geht es hervorragend. Es muss so sein, denn in zwei Monaten, am 31. Oktober 2009, findet der 80. Zürcher Presseball statt, der seit letztem Jahr Schweizer Medienball heisst. Nicht irgendwo, nein: Im „The Dolder Grand„, einem Fünfsternehotel, in dem das billigste Doppelzimmer 562 Euro kostet.

Wer also noch nicht entlassen ist, kann sich gleich mal eine Karte kaufen. Oder auch 9, schliesslich hat man ja auch Freunde und Familie.

Presseball
Bild: Screenshot medienball.ch

Dem Anlass vermutlich nicht beiwohnen werden die Zeitungsverträger. Ihre Löhne wurden um 20 Prozent gekürzt, wogegen sie kürzlich um vier Uhr morgens vor dem Volkshaus protestierten. Dazu ein Beitrag des „Schweizer Fernsehens“ vom 29. April 2009 mit dem Titel „Zeitungsverträger: Verleger drücken ihre Löhne“ (teilweise in Dialekt):

Der „Tages-Anzeiger“ liebt die Swiss

Jeder Passagier, der nicht die Swiss bucht, hat sich vom Image der Billigflieger täuschen lassen.

steht heute im Artikel „Easyjet & Co. kosten viel und bieten wenig“ von Andreas Valda in der Tageszeitung Tages-Anzeiger. Natürlich ist das begründet, denn meistens, wenn man Konkurrenten am Markt vergleicht, hat einer in irgendeiner Sparte das billigste Produkt. Mal ist die Milch des Detailhändlers Aldi das kostengünstigste Produkt, mal der Flug der Fluggesellschaft Swiss.


Bild: CC Flickr James Cridland

Mich irritiert der Artikel trotzdem. Gefolgert wird nämlich:

Das Beispiel zeigt, dass die grossen und etablierten Airlines im Europaverkehr konkurrenzfähig sind.

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