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Wie der Inhalt in die Beilagen kommt

Die Adastra Medien GmbH aus Zürich produziert Themenbeilagen für Schweizer Tageszeitungen, zum Beispiel für den „Blick“ oder den „Tages-Anzeiger“. Gedruckt wird im Ringier-Verlag (siehe Partner):

Für diese Beilagen sucht die Firma derzeit Schreibkräfte. Interessierte sollten dabei „nicht die fetten Gehälter“ erwarten, wie im derzeit aktiven Inserat auf der Plattform ronorp.ch zu erfahren ist:

Anzeige Ron Orp

(Screenshot ronorp.ch, Markierungen von mir, via medienspiegel.ch)

Nachtrag, 20 Uhr: Das Inserat ist nun nicht mehr auf ronorp.ch verfügbar.

Die Obama-Schnute

Gestern in der Zeitung:

„Obama hat bei den Midterms eine Wahlniederlage eingefahren. Ganz genau so, wie wir das seit Monaten prophezeit haben. Es ist ein Thema, über das wir schon unzählige Artikel geschrieben haben. Jetzt fehlt uns nur noch ein Foto auf der Titelseite für morgen.“

„Machen wir doch mal was total Verrücktes: Wir zeigen Obama! Wie er ernüchtert und etwas traurig dreinsieht!“

(Screenshots: meedia.de)

Bobby California

Ein Medienkritikerkritiker kämpft gegen Missstände in der Medienkritik.

Rumpelstilzchen
Bild: DDR-Briefmarken von 1976, Wikimedia Commons, CC BY-SA-Lizenz.

Man muss bei dieser Geschichte ganz vorne anfangen. Also, zuerst gab es Zeitungen. Dann kam das Internet. Und mit dem Internet fanden Medienkritiker, die es schon immer gab, eine Möglichkeit, die Arbeit der Zeitungsmitarbeiter direkt und ungefiltert zu kritisieren und zu kommentieren. Manche Medienkritiker gründeten Medienblogs, in denen sie diese Kritik institutionalisierten.

Das wiederum rief Bobby California auf den Plan, ein anonym bleiben wollender Internetnutzer, der lange in den Kommentarspalten des Medienblogs „Medienspiegel“ aktiv war, dann aber selbst zum Blogger wurde.

Der Grund ist folgender:

Ich habe dieses Blog gegründet, damit ich ungestört auf den Bloggern herumhacken kann. Das ist dringend nötig. Ich habs satt, dass die Blogger ständig auf den Journalisten herumhacken. Ab sofort wird zurückgehackt. Ich habe nie behauptet, dass das die Lösung für die Medienkrise sei. Es ist eine Antwort auf das Journalisten-Bashing, nicht mehr und nicht weniger.

Weil ich tatsächlich davon überzeugt bin, dass konstruktive Kritik auf lange Frist jedes Produkt verbessert, kann ich es nur begrüssen, wenn Medienkritikerkritiker sich daran machen, die Arbeit von Medienkritikern zu überprüfen. Kritische Anstösse geben immer wieder Anlass zur Veränderung, und das ist richtig so.

Bobby California ist ein Schreiber mit einem originellen Sprachschatz. Alleine ich wurde von ihm schon (in teilweise wieder gelöschten Beiträgen) als „einer der verblendetsten Internet-Gläubigen und einer der verbissensten Journalisten-Basher“, „einer der verblendetsten Digital-Religiösen“ oder kurz als „der einfältigste Blogger weit und breit“ bezeichnet. Meine Texte als „halbgarer Quatsch“, „hanebüchener Quatsch“ und „einfältiges Zeug am Laufmeter“. Wie ich das mache? Natürlich in meiner „gewohnt penetrant-quengeligen Art“, schliesslich mäkle ich „die ganze Zeit bloss rum“.

Die Diskussion mit Bobby California habe ich schon lange eingestellt, weil sie, wie bei allen Trollen, zu nichts führt.

Da es im Internet nichts gibt, über das nicht noch eine weitere Ebene gelegt werden könnte, gibt es nun mit „Jenny Virginia“ eine ziemlich gelungene Parodie des Medienkritikerkritikers. Man vergleiche hier:

Jenny Virginia vs. Bobby California

So wenig ich weiss, wer Bobby California in Wirklichkeit ist, so wenig weiss ich, wer hinter dieser Parodie steckt. Vielleicht ein Journalist aus einem Zürcher Zeitungsverlag? Aber das ist ja auch nicht so wichtig.

Damit Bobby California das Schlusswort haben kann, schliessen wir für einmal die Kommentare:

Es ist unglaublich, mit welcher Hartnäckigkeit Sie die Fakten verdrehen, damit Sie Ihre Vorurteile aufrecht erhalten können.

(Jenny Virginia via Journalistenschredder)

Nachtrag, 28. Juli: Die parodierte Website bobbycalifornia.blogspot.com hat nun ein neues Layout.

Nachtrag, 27. Oktober 2011: Bobby California ist ein Schweizer Journalist. Mehr dazu im Porträt von Nick Lüthi auf „Medienwoche“.

Newsnetz schaut in den Spiegel

Das hinter diversen Tamedia-Zeitungen stehende Newsportal „Newsnetz“ hat sich bisher weder durch Faktentreue, noch durch vielfältige Inhalte einen Namen gemacht. Sondern durch Aufbauschung von Banalitäten, durch Quotengeilheit, durch die mitunter Urheberrechte verletzende Übernahme von Flickr-Fotos und YouTube-Videos, durch Abschreiben aus Blogs und aus der Wikipedia.

Um so erstaunlicher ist darum, wie die Leserfrage “Warum zählt heute Quote mehr als Qualität?” einer „K.H.“ auf tagesanzeiger.ch beantwortet wird. Ein ungenannter Autor findet den Grund in der Tatsache, „dass Medien (und die mit ihnen verbandelten Akteure wie Politiker, Interessenverteter, Experten) möglichst viel Aufmerksamkeit möglichst günstig produzieren müssen“:

Am allergünstigsten geht das so: Man behauptet irgendeinen knalligen Haberkäse oder berichtet von einem, der irgendeinen als «Tabubruch» aufgemotzten Schwachsinn verkündet, wartet auf die aufgeregten Reaktionen, welche man nunmehr ausführlich zitiert und kommentiert und als Beweis dafür ausgibt, ein schwelendes Unbehagen in der Bevölkerung endlich zum Thema gemacht zu haben. Dazu gibt es eine Onlineabstimmung oder ein schnell am Telefon zusammengeschustertes Experteninterview. (…)

Aus der Not, leere Seiten und Sendeminuten billig füllen zu müssen, wird so die Tugend des gesellschaftspolitischen Hyperventilierens. Doch ob aus dieser leider nicht mehr ganz seltenenen Form der Aufmerksamkeitsbewirtschaftung ein auf die Dauer brauchbares (neudeutsch: nachhaltiges) Geschäftsmodell werden kann, bezweifle ich. (…)

Ich zweifle auch daran, dass dieses Geschäftsmodell nachhaltig ist. Aber es existiert. Die Ausführungen des anonymen Autors beschreiben exakt das, was Newsnetz tut.

Wer das volle Ausmass der Selbstverleugnung erfassen möchte, sollte die ganze Antwort lesen:

„Warum zählt heute Quote mehr als Qualität?“ (tagesanzeiger.ch)

Nachtrag, 13 Uhr: Eine Anfrage auf swissdox.ch ergibt, dass der Artikel erstmalig im „Tages-Anzeiger“ vom 23. Juni 2010 erschienen ist. Autor ist Peter Schneider. Danke an Matthias.