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Die Krise der Sozialdemokratie

Vor der Bundestagswahl 2009 in Deutschland (3)

SPD Prenzlauer Allee
Plakat der SPD an der Prenzlauer Allee, Berlin

So hat sich das die SPD nicht vorgestellt. Das eigene Plakat derart verschandelt? Die SPD ist doch die Partei, die sich selbst als die „Guten“ sieht, und meint, das „Gute“ zu tun. Und jetzt meinen „irgendwelche anonymen Schmierfinken“ (so werden die bezeichnet, da bin ich mir sicher), man stehe nicht für den Arbeitsplatzkampf (was für ein blödes Wort), sondern für Wörter wie „neoliberal“ und „asozial“? Mit denen bezichnet man doch in der SPD die Gegner!

Das Problem der SPD ist nicht nur, dass sie seit 11 Jahren Regierungsverantwortung trägt. Es sind auch nicht die rechtsradikalen Nationalisten der NPD oder die wirtschaftsliberale FDP, die in vielen Punkten das Gegenteil vertreten. Das Problem der SPD sind die Parteien, die das, was die Partei immer schon vertritt, nun auch vertreten. Also mit minoren Abweichungen die CDU, die Linke, die Grünen. Alle sie vertreten (inzwischen) eine „starke“ soziale Marktwirtschaft. Und alle sie meinen mit „stark“ nicht etwa den Markt, sondern das „sozial“. Und „sozial“ heisst offenbar: Richtig viel Staat und Gesetze, möglichst alles regulieren und reglementieren, möglichst nichts seinem freien Lauf überlassen.

Nicht nur, dass sie es sich mit Johnny Häusler verscherzt hat – vor allem die Verabschiedung der CDU von der Marktwirtschaft (wir erinnern uns an das Enteignungsgesetz) hat der SPD nachhaltig geschadet. Gewinner von dieser Verabschiedung ist die FDP, wie die Umfragen zeigen.

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Oswald Sigg mag die Internet-Demokratie nicht

Der Schweizer Vizekanzler Oswald Sigg findet die direkte Demokratie super. Aber offenbar nur, wenn sie auf den ihm vertrauten Wegen verläuft.

Ich frage mich immer noch, warum die NZZ am Sonntag vom 21.12.2008 zum Artikel „Die Demokratie geht Online“ diesen Untertitel gewählt hat:

Internet begünstigt spontane Volksbegehren – Gefahr für die direkte Demokratie?

Ist das nicht völlig unlogisch? Müsste es nicht heissen:

Internet begünstigt spontane Volksbegehren – Chance für die direkte Demokratie?

Einreichung eines Referendums
Bild: Flickr Creative Commons hublera

Im Artikel zu Wort kommt als kritische Stimme der derzeit in den etablierten Medien omnipräsente Vizebundeskanzler Oswald Sigg (SP), der feststellt, „dass man heute praktisch unter Umgehung einer öffentlichen Diskussion ein Referendum einreichen kann“. Er sagt auch, es sei problematisch, dass Referenden „in völliger politischer Anonymität“ ergriffen werden könnten.

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Fragen zum „Sieg der demokratischen Kräfte“

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) feiert das von der Polizei ausgesprochene Verbot einer Anti-Islamisierungskundgebung als „ein Sieg der demokratischen Kräfte“. Ist das so?


Menschen beteiligen sich am Samstag, 20. Sept. 2008, in Koeln an der Protestkundgebung „Wir stellen uns quer“. Bild: Keystone, Hermann J. Knippertz

Nur mal kurz zur Rekapitulation:

Der deutsche Gewerkschaftsbund DGB, eine Dachorganisation von Einzelgewerkschaften, ruft zu einer Kundgebung und Demonstration gegen eine Gruppe auf, die sich treffen will, um ihre Bedenken zu einer angeblichen Islamisierung Deutschlands zu diskutieren. Als Grund dafür gibt Wolfgang Uellenberg – van Dawen, der DGB Regionsvorsitzende von Köln – Leverkusen – Erft und Berg (das ist kein Scherz, nur ein langer Name und Titel) folgendes an:

„Die demokratischen Kräfte, die Kölner Zivilgesellschaft wollen den Rassistenkongress nicht hinnehmen. Sie wissen: Es geht den Initiatoren von Pro Köln nicht um die Moschee, nicht um den Islam, sondern nur darum, Ängste zu schüren, Konflikte auszunutzen und unsere Stadt für ein schäbiges Wahlkampfmanöver für die Kommunalwahlen und die Europawahlen zu missbrauchen. Denen werden wir einen Strich durch die Rechnung machen und auch nach dem 20. September uns dafür engagieren, dass Rassisten im politischen Leben unseres Landes keinen Platz haben“

Die Kundgebung des DGB und anderer findet wie angekündigt statt, die der Bedenkenträger einer angeblichen Islamisierung Deutschlands nicht, denn die Polizei hat sie verboten, da die Veranstaltung die Sicherheit der Bürger gefährde.

An dieser Veranstaltung spricht Fritz Schramma, der Oberbürgermeister von Köln, Mitglied der CDU, eine bislang als rechtskonservativ bekannte Partei. Er zeigt sich gemäss Spiegel Online erleichtert über das Verbot:

„Es ist ein Sieg der Stadt Köln, ein Sieg der demokratischen Kräfte dieser Stadt.“

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