Kannibale „News“ frisst sich selbst

Zwei unnötige Jahre lang gab es die Tamedia-Gratiszeitung „News“.

Tamedia-Pressemitteilung von 2007

Tamedia-Pressemitteilung von 2009

Am Freitagnachmittag, als alle nur noch ans Weekend dachten, teilte der Verlag Tamedia beiläufig mit, was von Anfang an klar war. Die Gratiszeitung „News“ wird wieder eingestellt. Sie hat ihren Dienst getan und den möglichen neuen Gegner um Werbeplatzierungen, die von einer Investorengruppe lancierte Gratiszeitung „.ch“, schon im Mai erledigt. Die endgültige Einstellung war nur eine Frage der Zeit.

Im Interview mit persoenlich.com gibt Rolf Bollmann vom Tamedia-Verlag zu, was alle schon immer vermuteten, nämlich, dass es ein stets defizitäres Projekt war.

„Die Verluste waren am Schluss deutlich geringer, aber genaue Zahlen will ich nicht bekannt geben.“

Das lieblose Projekt „News“ war genau so fantasielos wie sein Name und aus publizistischer Sicht total unnötig. Ein Zwischending aus „20 Minuten“ und „Tages-Anzeiger“, das die Schwächen beider Zeitungen auf höchst langweilige Weise in sich vereinte.

Ich bin überzeugt, das genauso langweilige Produkt „.ch“ wäre auch ohne die Lancierung von „News“ früher oder später an seinem eigenen Unvermögen gestorben. Ein Produkt zu bringen, das nur das Ziel verfolgt, den Werbemarkt so zu schwächen, dass es keinen Platz für die Konkurrenz hat, ist eine destruktive Haltung, die niemandem etwas bringt. Gebracht hat es: Verluste für Tamedia und noch gelangweiltere Leser. Und auch wenn jetzt 27 Mitarbeiter ihren Job verlieren – zur publizistischen Vielfalt haben sie, konnten nur wenig beigetragen.

Stellen wir uns doch mal vor, Tamedia hätte das Geld in ein echt neues Produkt gesteckt, zum Beispiel in eine Zeitschrift. Eine gute Zeitschrift ist nämlich, Internet hin oder her, durchaus gefragt, das beweisen in Deutschland zum Beispiel die steigenden Leserzahlen von „Landlust“ oder „Neon“. Ebenfalls dringend Geld benötigen würde die Qualitätssicherung der Tamedia-Website „Newsnetz“.

„News“ ist nicht nur endlich gestorben, „News“ hätte gar nie gemacht werden sollen. Der „Kannibale“ frass sich nach genau zwei Jahren selbst auf.

Die traurigste Antwort zum Abschluss:

„Abschlussfrage: Herr Bollmann, haben Sie je ernsthaft daran geglaubt, dass News eine Erfolgsgeschichte wird?

– Ja. Wir alle waren überzeugt vom Produkt.“

Das ist in beiden Fällen traurig. Es wäre traurig, wenn Tamedia-Manager lügen. Und es wäre traurig, wenn Tamedia-Manager von einem solchen Produkt überzeugt sind.

11 Gedanken zu „Kannibale „News“ frisst sich selbst“

  1. Stellen wir uns doch mal vor, Tamedia hätte das Geld in ein echt neues Produkt gesteckt, zum Beispiel in eine Zeitschrift. Eine gute Zeitschrift ist nämlich, Internet hin oder her, durchaus gefragt, das beweisen in Deutschland zum Beispiel die steigenden Leserzahlen von “Landlust” oder “Neon”.

    … wobei sich Internet und Zeitschrift nicht gegenseitig ausschliessen müssen – ich lese auch hochwertige Inhalte gerne online.

  2. Ich hatte zwar „News“ nie in der Hand, aber Deine Analyse erscheint mir einleuchtend. Ein Produkt, dass nur dem einen Zweck dient, die Konkurrenz plattzumachen, funktioniert fast nie. In Köln haben wir das im Jahr 2000 beim legendären „Kölner Zeitungskrieg“ zwischen Schibsted, Springer und DuMont erlebt: Plötzlich 3 Gratis-Zeitungen, die es selbstverständlich alle schon längst nicht mehr gibt.

    Andere Branchen kennen das Phänomen aber auch: In den USA haben die sinnlosen Starbucks-Filialen, in denen man sich von gegenüberliegenden Straßenecken teilweise zuwinken konnte, in der Krise schon wieder weitgehend dichtgemacht. Die machten wirtschaftlich nie Sinn, sondern dienten auch nur dazu, die Standorte nicht der Konkurrenz zu überlassen.

  3. Zwei unnötige Jahre lang gab es die Tamedia-Gratiszeitung “News”.

    Sehr schöne zusammenfassung ;-)

    Nun warte ich noch, bis 20 Minuten und Blick am Abend auch noch weg sind.

  4. Ich kenne wenige Blogs, die so besserwisserisch sind jener von Ronnie Grob. Gut, schon der Name klingt besserwisserisch.
    Besserwisserisches vom Besserwisser!

  5. By the way:
    Ronnie Grob „veröffentlichte schon Texte in der NZZ, im NZZ Folio, in der Sonntagszeitung, im Magazin“
    schreibt Ronnie Grob grosskotzig über sich auf ronniegrob.com.

    Wir haben es überprüft.

    In der Schweizer Mediendatembank finden sich 12 Artikel, wenn man die Suche mit dem Autorennamen einschränkt.

    1 im Magazin, 1 in der NZZ, 1 im NZZ Folio, 3 in der SonntagsZeitung.

    Soviel zu Besserwisser Ronnie Grob.

  6. @Patrick M. Esser:

    Ich kenne wenige Blogs, die so besserwisserisch sind jener von Ronnie Grob.

    Welches sind die anderen solchen Blogs?

    Ronnie Grob “veröffentlichte schon Texte in der NZZ, im NZZ Folio, in der Sonntagszeitung, im Magazin” schreibt Ronnie Grob grosskotzig über sich auf ronniegrob.com.

    Die Aussage bezüglich NZZ, usw. ist sachlich und korrekt – Letzteres gemäss Ihren eigenen Abklärungen. Ich hoffe, Ronnie Grob kann bei weiteren Gelegenheit wieder Texte in diesen Publikationen veröffentlichen.

  7. Ich glaube, alls die Blog-Möngis sind doch nur neidisch auf 20 Minuten & Co. 1,4 Millionen Leser hat 20 Minuten. Und Ronnie Grob? Nie gehört…

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