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Aufbruch in der Chefetage

“Web 0.0 bei Ringier”, schrieb ich im September 2007 auf medienlese.com. Eine Zustandsbeschreibung, auf die man hätte reagieren können. Doch nichts geschah, wie auch Marc Walder, CEO Ringier Schweiz und Deutschland, kürzlich in einem Interview mit der “Sonntagszeitung” einsah: “Wir haben drei Jahre geschlafen.”

Nun endlich sind Ansätze von Aufbrüchen zu erkennen. Der Verband Schweizer Presse will sich nicht mehr nur durch Druckerschwärze definieren, sondern will als “Verband Schweizer Medien” alle Medien repräsentieren. Also auch die hiesigen Blogger und Twitterer, vielleicht sogar die anonymen.

Das Logo des Verbands (ein Bogen Papier auf der Druckerpresse) und sein Präsident (Hanspeter Lebrument: „Für mich ist die Krise vorbei“) bleiben zwar unverändert. Richtungsweisend ist aber diese an der Verlegertagung in Pontresina beschlossene Personalie: Im Vorstand wird der Ex-BaZ-Verleger Matthias Hagemann gegen Urs Gossweiler von der Gossweiler Media AG ausgewechselt, der die anderen Verleger bisher erfolglos mit der Zukunft zu konfrontieren versucht hatte.

Auch wenn der Einbruch bei den Printprodukten schon seit Jahren vor der Tür steht, waren und sind kaum Langzeitstrategien dazu zu erkennen. Die meisten Verlage befassen sich erst mit der Zukunft, wenn die Bilanz rote Zahlen zeigt. Impulse für innerbetriebliche Veränderungen sind meistens Sparanstrengungen geschuldet.

Was manchmal lustige Auswirkungen mit sich bringt: So schaffte der AZ Verlag aus Kostengründen die Aussenbüros ab. Um sie, wiederum aus Kostengründen, jetzt wieder neuzugründen. Die Einsicht, dass ein Journalist vor Ort sein muss und, um zu arbeiten, nicht mehr als Laptop, Kamera und Internet braucht, ist zwar ein längst bekannter Fakt. Immerhin scheint er nun auch einige Verantwortungsträger erreicht zu haben.

Dieser Artikel erschien im Pressespiegel von mediaforum.ch, den man hier per E-Mail abonnieren kann.

Altpapier

Die schlechten Nachrichten aus der Schweizer Medienbranche reißen nicht ab. Seit Monaten grassiert der Stellenabbau. Besonders bei den Zeitungen schlägt die Krise durch.

Gemäss den “World Press Trends” des Weltverbands der Zeitungen (wan-press.org) hat Deutschland auf eine Million erwachsene Leser 5.2 täglich erscheinende Bezahltitel aufzuweisen. Die Schweiz hingegen, allen im Land um sich greifenden Gratiszeitungen zum Trotz: 78.2. Das mag an der Mehrsprachigkeit des Landes liegen, doch der nur noch von San Marino getoppte Platz 2 dieser Weltrangliste deutet schon auf eine aussergewöhnliche Pressevielfalt hin.

Die Krise trifft 2009 auch die Schweiz, jeden Monat dringen neue Meldungen durch. Im Januar kündigt die “NZZ” die Entlassung von 29 Mitarbeitern an, die “Basler Zeitung” streicht 22 Stellen. Im März schluckt die Tamedia den Westschweizer Verlag Edipresse – dem Deal fallen 20 Stellen zum Opfer. “Cash” wird eingestellt: 23 Stellen. Im Mai trifft es dann auch die Gratiszeitung “.ch”: 61 Stellen sind weg. Die “Neue Luzerner Zeitung”: 20 Stellen. Der Berner “Bund”: 19 Stellen. Der “Tages-Anzeiger”: 57 Stellen.

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