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“Qualitätsjournalismus” mit Newsnetz (6)

Michèle Roten

Michèle Roten (2)
Bilder: Screenshots tagesanzeiger.ch

Tippfehler passieren überall und immer wieder. Aber muss der Namen einer eigenen Mitarbeiterin ein ganzes Wochenende lang auf der Hauptseite falsch geschrieben werden?

Nach eigener Aussage ist Newsnetz, der Online-Auftritt von Schweizer Tageszeitungen wie Tages-Anzeiger, Bund, Berner Zeitung oder Basler Zeitung „der schnellste Qualitätsjournalismus im Netz“.

„Das Magazin“ zerlegt sich in Häppchen

Im neuen „Magazin“ von Tamedia glänzt nach dem Relaunch vor allem die Werbung. Sind die grossen Zeiten nun vorbei? Muss der publizistische Leuchtturm ein Heftli werden?

“Facts” ist eingestellt, die “Weltwoche” verkauft immer neue Teile ihrer Titelseite und ich erkenne meine Lieblingslektüre der letzten 25 Jahre, das “Magazin”, nicht wieder. Als ich das komplett überarbeitete und am 3. Januar 2009 erstmals in grösserem Format erschienene Heft erstmals durchblätterte, stach mir vor allem die Werbung ins Auge, die sich in frohen Farben von den matt kolorierten redaktionellen Inhalten abhebt. Das publizistische Konzept wirkt damit wie auf eine bis vor kurzem nicht denkbare Weise umgekehrt: Nicht mehr die Werbung ergänzt die Inhalte, sondern die Inhalte ergänzen die Werbung.

Und es tauchen redaktionelle Inhalte auf, die mich stutzen lassen. Es erscheinen Artikel über pseudomoderne Fahrräder, die viel Geld kosten, allerdings keine Bremsen und Lichter haben – irgendwie der letzte Schrei. Oder es wird eine ganze Ausgabe mit Inhalten gefüllt, die zuvor im Geschäftsbericht des Detailhändlers Migros erschienen sind. Flankiert mit bezahlter Werbung – der Migros.

Das Magazin
Eine Vorliebe für Hemden, Krawatten, Anzüge? Foto: Ronnie Grob

Als Res Strehle im April 2007 vom Magazin-Chefsessel in die (zunächst stellvertretende) Chefredaktion des Tages-Anzeigers stiess, folgten im Magazin Finn Canonica und Guido Mingels (Stv.) nach. Ehemals der Ort für lange, herausragende Sozialreportagen, für Denkanstösse, für politische und wirtschaftliche Hintergründe, wandelt sich das Heft unter der neuen Führung in einen Styleguide der versnobten, städtischen Eltern. Die Themen drehen sich vornehmlich um Stil, Mode, Kochen, Frauen, Kinder, Reisen, Trends. Politik? Ja, aber dann nur die menschliche Seite. Gesellschaft? Ja, aber nur, wenn etwas Glamour dran ist. Wissenschaft? Das ist zu trocken, das geht nur aufgepeppt. Investigationen? Verlaufen nicht immer günstig; Redaktionsmitglied Sacha Batthyany widerfuhr das Unglück, in Liverpool von einem Fünfzehnjährigen ausgeraubt zu werden.

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Every sperm is needed | In your neighbourhood

Gleich zwei gute Neuigkeiten für Freunde von tiefen Lebensweisheiten, die mit fragwürdigem Humor umwickelt sind. Michèle Roten, derzeit die begabteste deutschsprachige Schreiberin ohne graue Haare, bringt eine Kolumnen-Sammlung raus. Das Buch kostet 36 Franken (etwa 27 Euro) und wird vom sympathischen Echtzeit-Verlag verkauft. Man kann die Kolumnen natürlich auch online nachlesen, aber am Laptop sitzt man ja sonst schon genug, dazu sind die Texte im Buch verschlimmbessert, hier der über herzliche Menschen.

Und dann hat das legendäre Kollektiv Monty Python eine neue, eigene YouTube-Präsenz. In einem Begrüssungsvideo beklagen sich die noch lebenden Mitglieder ausführlich darüber, wie sie seit Jahren von Raubkopierern abgezockt werden, die ihre Videos widerrechtlich bei YouTube hochladen. Davon haben sie nun genug und laden eigene Inhalte lieber selbst hoch (möchten aber dann doch gerne das eine oder andere Produkt dazu verkaufen).

Zum Beispiel mutmasslich unveröffentlichte Privataufnahmen, den Penis Song oder den musikalisch doch etwas damit verwandten, grossartigen Ohrwurm „Every Sperm is sacred“ (Lyrics):

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