Schlagwort-Archive: Samuel Schmid

Abt. „Früher war alles besser“

Der abtretende Bundesratssprecher Oswald Sigg konstatiert in einem Sonntag-Interview verludernde Sitten aufgrund einer wildgewordenen, rudelbildenden und einander abschreibenden Meute von Medien. Früher sei das anders gewesen.

Mitte der Siebzigerjahre erhoben sich die Journalisten noch von ihren Sitzen, wenn ein Bundesrat den Pressesaal betrat.

Weiter beklagt Sigg eine „Hetzkampagne“ gegen den eben unter Blut und Tränen zurückgetreten Bundesrat Samuel Schmid:

Ausser wenigen Medienleuten habe ich niemanden angetroffen, der sich nicht über diese Hetzkampagne empört hätte.

Das mag sein. Die Schweizer sind ein sehr harmoniebedürftiges Volk. Sie mögen es weder, wenn jemand laut die Wahrheit sagt, noch, wenn jemand zu sehr ausgegrenzt wird. Im Fall Schmid waren die gegen den Bundesrat sprechenden Argumente aber einfach zu zahlreich, als dass ihn jemand (Frank A. Meyer natürlich ausgenommen) hätte verteidigen können. Es ist etwas wie bei der vergangen US-Wahl: Es finden sich kaum Argumente für McCain/Palin oder gegen Obama/Biden. Den wenigen Ausscherenden kann man immerhin einen Versuch gegen die Meinungeinfalt attestieren.

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„Unpopular Swiss defense minister resigns“

Der Titel stammt von Reuters, trifft es aber nur halb.

Namensschild von Samuel Schmid (Flickr / piecoplastic)
(Bild: Flickr / piecoplastic)

Unpopulär ist der gmögige und offensichtlich gutmütige Samuel Schmid nicht, aber wohl einfach nicht geeignet für das Amt, das er die letzten Jahre ausgefüllt hat. Christoph Blocher sagte es kürzlich auf teleblocher.ch (eine Website, die heute von tagesanzeiger.ch als Blochers „Privat-Internet-TV“ bezeichnet wurde – der Artikel ist bereits wieder offline. Und die es mit der heutigen Sendung immerhin zu einer Eilmeldung auf der Titelseite von nzz.ch gebracht hat).

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Samuel Schmid und Roland Nef:
Geht da der Richtige?

Ein Bundesrat und ein Armeechef kämpfen unter dem Druck von Medien und Politik um ihr politisches Überleben. Nun geht der Rangniedere. Warum eigentlich?

Samuel Schmid
Bundesrat Samuel Schmid am 6. Juni 2008 in Bern (Bild: Keystone, Lukas Lehmann)

Kapitulieren wir doch mal die Ereignisse in der Reihe ihrer Abfolge:

1. Samuel Schmid will Roland Nef zum Armeechef machen.

2. Roland Nef sagt zu, warnt aber Samuel Schmid, er sei in ein laufendes Verfahren verwickelt.

3. a) Samuel Schmid interessiert sich nicht für diese Information und geht diesem Verfahren nicht nach.
3. b) Samuel Schmid bringt sich über die Lage in Kenntnis und versucht, sie zu vertuschen.

4. Samuel Schmid setzt den Restbundesrat mit Zeitdruck unter Zugzwang und erzählt ihnen nichts über das laufende Verfahren. Er gibt seinem Ministerkollegium, angeblich, um mögliche Indiskretionen zu vermeiden, nur eine Stunde Vorbereitungszeit, um sich für Roland Nef als Armeechef zu entscheiden.

5. Roland Nef wird eine Stunde später gewählt.

Samuel Schmid und Roland Nef:
Geht da der Richtige?
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Samuel Schmid sagt (gem. NZZ):
„Dies zeigt mir meine allgemeine Kompetenz meiner Arbeit.“

Ja, ich bin handlungsfähig. Dies zeigt mir meine allgemeine Kompetenz meiner Arbeit. Die Reaktionen meiner Kollegen zeigen mir das.

Samuel Schmid heute, am 21.07.2008, an der Pressekonferenz gemäss Protokoll der NZZ. Ich wundere mich, wann endlich jemand auf dieses Bild zurückgreift. Habe ein Bilderarchiv durchforscht, es ist nur eines von etwa dreissig wirklich witzigen Samuel-Schmid-Bildern. Warum sind schweizer Journalisten so schrecklich vorsichtig?

Update gleich nach Veröffentlichung: Ungewöhnlich für die NZZ wurde der Artikel komplett überarbeitet. Was Schmid tatsächlich gesagt hat, muss wohl eine Tonaufnahme beweisen. Die NZZ ist nun jedenfalls der Meinung, Schmid habe das gesagt:
Samuel Schmid sagt (gem. NZZ):
„Dies zeigt mir meine allgemeine Kompetenz meiner Arbeit.“
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