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Bobby California

Ein Medienkritikerkritiker kämpft gegen Missstände in der Medienkritik.

Rumpelstilzchen
Bild: DDR-Briefmarken von 1976, Wikimedia Commons, CC BY-SA-Lizenz.

Man muss bei dieser Geschichte ganz vorne anfangen. Also, zuerst gab es Zeitungen. Dann kam das Internet. Und mit dem Internet fanden Medienkritiker, die es schon immer gab, eine Möglichkeit, die Arbeit der Zeitungsmitarbeiter direkt und ungefiltert zu kritisieren und zu kommentieren. Manche Medienkritiker gründeten Medienblogs, in denen sie diese Kritik institutionalisierten.

Das wiederum rief Bobby California auf den Plan, ein anonym bleiben wollender Internetnutzer, der lange in den Kommentarspalten des Medienblogs „Medienspiegel“ aktiv war, dann aber selbst zum Blogger wurde.

Der Grund ist folgender:

Ich habe dieses Blog gegründet, damit ich ungestört auf den Bloggern herumhacken kann. Das ist dringend nötig. Ich habs satt, dass die Blogger ständig auf den Journalisten herumhacken. Ab sofort wird zurückgehackt. Ich habe nie behauptet, dass das die Lösung für die Medienkrise sei. Es ist eine Antwort auf das Journalisten-Bashing, nicht mehr und nicht weniger.

Weil ich tatsächlich davon überzeugt bin, dass konstruktive Kritik auf lange Frist jedes Produkt verbessert, kann ich es nur begrüssen, wenn Medienkritikerkritiker sich daran machen, die Arbeit von Medienkritikern zu überprüfen. Kritische Anstösse geben immer wieder Anlass zur Veränderung, und das ist richtig so.

Bobby California ist ein Schreiber mit einem originellen Sprachschatz. Alleine ich wurde von ihm schon (in teilweise wieder gelöschten Beiträgen) als „einer der verblendetsten Internet-Gläubigen und einer der verbissensten Journalisten-Basher“, „einer der verblendetsten Digital-Religiösen“ oder kurz als „der einfältigste Blogger weit und breit“ bezeichnet. Meine Texte als „halbgarer Quatsch“, „hanebüchener Quatsch“ und „einfältiges Zeug am Laufmeter“. Wie ich das mache? Natürlich in meiner „gewohnt penetrant-quengeligen Art“, schliesslich mäkle ich „die ganze Zeit bloss rum“.

Die Diskussion mit Bobby California habe ich schon lange eingestellt, weil sie, wie bei allen Trollen, zu nichts führt.

Da es im Internet nichts gibt, über das nicht noch eine weitere Ebene gelegt werden könnte, gibt es nun mit „Jenny Virginia“ eine ziemlich gelungene Parodie des Medienkritikerkritikers. Man vergleiche hier:

Jenny Virginia vs. Bobby California

So wenig ich weiss, wer Bobby California in Wirklichkeit ist, so wenig weiss ich, wer hinter dieser Parodie steckt. Vielleicht ein Journalist aus einem Zürcher Zeitungsverlag? Aber das ist ja auch nicht so wichtig.

Damit Bobby California das Schlusswort haben kann, schliessen wir für einmal die Kommentare:

Es ist unglaublich, mit welcher Hartnäckigkeit Sie die Fakten verdrehen, damit Sie Ihre Vorurteile aufrecht erhalten können.

(Jenny Virginia via Journalistenschredder)

Nachtrag, 28. Juli: Die parodierte Website bobbycalifornia.blogspot.com hat nun ein neues Layout.

Nachtrag, 27. Oktober 2011: Bobby California ist ein Schweizer Journalist. Mehr dazu im Porträt von Nick Lüthi auf „Medienwoche“.

Die Krise der Sozialdemokratie

Vor der Bundestagswahl 2009 in Deutschland (3)

SPD Prenzlauer Allee
Plakat der SPD an der Prenzlauer Allee, Berlin

So hat sich das die SPD nicht vorgestellt. Das eigene Plakat derart verschandelt? Die SPD ist doch die Partei, die sich selbst als die „Guten“ sieht, und meint, das „Gute“ zu tun. Und jetzt meinen „irgendwelche anonymen Schmierfinken“ (so werden die bezeichnet, da bin ich mir sicher), man stehe nicht für den Arbeitsplatzkampf (was für ein blödes Wort), sondern für Wörter wie „neoliberal“ und „asozial“? Mit denen bezichnet man doch in der SPD die Gegner!

Das Problem der SPD ist nicht nur, dass sie seit 11 Jahren Regierungsverantwortung trägt. Es sind auch nicht die rechtsradikalen Nationalisten der NPD oder die wirtschaftsliberale FDP, die in vielen Punkten das Gegenteil vertreten. Das Problem der SPD sind die Parteien, die das, was die Partei immer schon vertritt, nun auch vertreten. Also mit minoren Abweichungen die CDU, die Linke, die Grünen. Alle sie vertreten (inzwischen) eine „starke“ soziale Marktwirtschaft. Und alle sie meinen mit „stark“ nicht etwa den Markt, sondern das „sozial“. Und „sozial“ heisst offenbar: Richtig viel Staat und Gesetze, möglichst alles regulieren und reglementieren, möglichst nichts seinem freien Lauf überlassen.

Nicht nur, dass sie es sich mit Johnny Häusler verscherzt hat – vor allem die Verabschiedung der CDU von der Marktwirtschaft (wir erinnern uns an das Enteignungsgesetz) hat der SPD nachhaltig geschadet. Gewinner von dieser Verabschiedung ist die FDP, wie die Umfragen zeigen.

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Monika Maron über das Leben in der DDR

SPIEGEL: In diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 20. Mal. Und plötzlich kommen einige Politiker und fragen, ob die DDR wirklich ein Unrechtsstaat war. Glauben Sie, dass viele Menschen, die in Ostdeutschland gelebt haben, ähnliche Gedanken hegen?

Maron: Wer in diesem Staat nicht viel wollte, wer nicht bestimmte Bücher lesen oder gar schreiben wollte, wer nicht ständig seine Meinung sagen wollte – und zwar öffentlich, nicht einfach nur meckern, das konnte man immer und überall, da passierte einem gar nichts -, der hat ja gar nicht so schlecht gelebt, der wurde nicht behelligt. Wer sich in dem eingerichtet hat, was war, der kann heute mit Recht sagen: „So schlecht war es ja gar nicht“, weil er, abgesehen vom Reisen und von Konsumträumen, von 15 Jahren Wartezeit auf ein armseliges Auto, von schlechten Straßen, verfallenen Städten, gar nicht an die Grenzen seiner Wünsche gestoßen ist. Wer unter Unfreiheit nicht leidet, weil er sich nach Freiheit nicht sehnt, der konnte sich irgendwie einrichten.

SPIEGEL: Und warum fällt es denen so schwer, sich auch unter den neuen Bedingungen einzurichten oder doch wenigstens zurechtzufinden?

Maron: Plötzlich mussten die Menschen eine Ungleichheit ertragen, die es so vorher nicht gab. Sie haben nicht gelernt, damit zu leben. Man konnte alles, auch eine scheiternde Ehe, auf den Staat schieben. Du hast keine größere Wohnung bekommen, und darum ist die Ehe kaputtgegangen. Du bist ein begnadeter Dichter, aber niemand druckt dich. Plötzlich ist dieser Staat weg, du bekommst eine größere Wohnung, aber die Ehe funktioniert immer noch nicht. Mit den Gedichten wird es auch nichts. Du musst plötzlich die Verantwortung für dein Scheitern übernehmen, du kannst niemandem mehr die Schuld geben. Und dann siehst du, der Nachbar schafft es, du aber nicht, das kann ja nicht gerecht zugehen.

Aus einem Interview mit Monika Maron, Spiegel vom 15. Juni 2009, Seite 138

Keine jungen Frauen in Deutschlands Osten

Es gibt viele demografische Bomben, hier eine davon:

deutschland-frauenanteil-im-osten
Bild: Screenshot pdf-File auf bmvbs.de, Seite 20

Die Grafik zeigt die Anzahl Frauen je 100 Männer in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen 2007. In den dunkelvioletten Regionen kommen weniger als 82 Frauen auf 100 Männer, in den dunkelblauen mehr als 106 Frauen auf 100 Männer.

Die gesamte Studie Studie trägt den Titel „Demografischer Wandel – Ein Politikvorschlag unter besonderer Berücksichtigung der neuen Länder“ (pdf-File, 1485 kb) und ist inklusive einer Stellungnahme auf der Website des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu finden.