Die hiesige Wirtschaft befindet sich in einer kritischen Situation. Die rechten Politiker beschwören unseren Patriotismus, die linken Politiker beschwören unsere Solidarität. Doch unter dem Motto „Geiz ist geil“ strömen sehr viele von uns zu den grossen Discountern, die ihre Mitarbeiter antreiben, überwachen, unterbezahlen. Ihre Produkte sind oft aus Billiglohnländern wie China, es ist Massenware, und je mehr wir kaufen, desto grösser wird das Einkaufsvolumen dieser Firmen. Es wächst damit die Wirtschaft in den Billiglohnländern, die hiesigen Traditionsunternehmen (zum Beispiel Schiesser oder Märklin) müssen schliessen.
Bild: CC Flickr meine erde
Wir zahlen dabei vor allem die Dienstleistung der Discounter, also den Transport und den Vertrieb der Ware sowie die teilweise ausgebeuteten Mitarbeiter in den grossen Hallen der Vorort-Industriegebiete. Ein Paar Schuhe nämlich, egal welche Marke, egal welche Grösse, kostet in China kaum mehr als einen Euro an Produktionskosten (1 Euro, das sind 50 Cent pro Schuh).
Wer („ich bin doch nicht blöd!“) nicht in Discounter geht, sondern im Internet kauft, der unterstützt andere Billiglohnsegmente. Wir reden von nahezu vollautomatischen Lagerhallen, die nur noch wenige Mitarbeiter benötigen und von massiv unter Druck gesetzten Kurieren, die für die Feinverteilung zuständig sind.
Das offenbar ungebrochene Bekenntnis zum unbedingten Sozialstaat wird es erfordern, dass noch viel mehr Menschen als bisher seine Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Damit wachsen die jetzt schon immensen Schulden – was irgendwann zu einem fürchterlichen Crash führen wird. Eine sehr kurzfristig erfolgende, massive Absenkung der Auszahlungen ist spätestens dann zu erwarten. Was zuerst zu Protesten, dann zu anderen Aktionen führen wird.
Obwohl noch gar nicht so viel Not am Mann ist, verkauft sich der Staat schon längst selbst, bzw. Teile seiner selbst: Seine Strassenbahnen, seine Trinkwasserversorgung, sein Stromnetz, seine Kläranlagen. Das Unding heisst Cross-Border-Leasing (CBL), ein lesenswerter Artikel in der Zeit vom 12. März 2009 gibt darüber Aufschluss.
Das ist alles Selbstmord auf Raten. Wenn der soganannte „Westen“ nicht in den nächsten Jahren einen Wirtschaftskollaps erleiden möchten, dann muss der die Ansprüche herunterfahren und die Leistungen hochfahren. Ansonsten dreht sich die Welt.
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