Der Vollblutjournalist im Jahr 2009

Margrit Sprecher (Jahrgang 1936) liefert in der Zeit ein wunderbares, leider zu wahres Portrait des Vollblutjournalisten.

Es handelt sich um einen, der bedingungslos für die Qualität eintritt, aber kaum mehr Platz in den Verlagen von heute findet, denn „der Boss braucht keine Stars in seiner Truppe. Er braucht Textarbeiter.“

Er ist überhaupt kein Star. Er gilt als ein Borderliner, dem „die wirtschaftliche Lage des Blattes egal ist“:

Am glücklichsten werden die Gewieften, die zu wenig dumm und zu wenig gescheit sind, um auffallen zu können. Wer diesen courant normal durchbricht, weil er nicht anders kann, fühlt sich bald wie eine Platane im Schrebergarten: Er fordert unverschämt viel Raum und liefert weder Äpfel noch Kartoffeln.

Noch schlimmer ist, dass nichts, was Vollblutjournalisten zu bieten haben, noch geschätzt wird. Die Hartnäckigkeit und die Gründlichkeit, mit der sie ein Thema verfolgen, kosten zu viel Zeit und zu viel Geld. Die Haltung, die sie dabei an den Tag legen, ist lästig, ihr sprachliches Können überflüssig.

(via Journalistenschredder)


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