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Kolumne «Medienkritik» in der NZZ am Sonntag

Öffentliche Medienkritik unter eigenem Namen mache ich, seit ich 2006 erstmals für das damalige Blogwerk-Blog Medienlese.com die ersten Beiträge für die medienjournalistische Linkrubrik «6 vor 9» schrieb. Nun gibt es Medienlese.com und auch Blogwerk nicht mehr – Medienkritik aber ist ein fast noch grösseres Thema als damals.

Durch die vielfältigen Sparmassnahmen und die damit einhergehenden Qualitätsverluste hat nämlich das Vertrauen in die etablierten Medien gelitten – gleichzeitig jedoch vertraut man den neuen Medien keineswegs mehr.

Mit immer neuen technischen Neuerungen und Kommuniktionsmöglichkeiten hat sich der Medienkonsum völlig zersplittert: heute können zwei Menschen in der Schweiz leben und nicht mal ein Medium gemeinsam nutzen. Welche künftigen Auswirkungen das auf das Gemeinwesen und die Nationalstaaten haben wird, ist noch völlig offen.

Ich freue mich jedenfalls, dass mir die NZZ am Sonntag ermöglicht, die Fragen der Medienkritik in einer wöchentlichen Kolumne einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Persoenlich.com hat dazu berichtet: «Ronnie Grob erhält neue Medienkolumne».

Sie finden die Spalte jeweils im zweiten Bund namens «Hintergrund» auf der zweiten Seite. Die aktuelle Kolumne beschäftigt sich mit dem SonntagsBlick, der aus einer in Auftrag gegebenen Studie kurzerhand eine Verbandsposition gemacht hat.

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Öffentliche Blattkritik beim «Schweizer Monat»

Es ist unser Anspruch beim «Schweizer Monat», uns stets zu verbessern. Deshalb vesuchen wir mal ein Experiment: nach Erscheinen der Ausgabe laden wir eine Person ein, damit diese kritisiert, was wir schlecht gemacht hat und lobt, was wir gut gemacht haben. In der Folge wollen wir die Essenz dieser internen Blattkritiken öffentlich machen. Wer sich berufen fühlt, uns zu kritisieren, kann sich gerne bei mir melden – allerdings sind schon viele Termine ausgebucht.

Ich habe mich stets dafür eingesetzt, dass der Journalismus gegenüber Kritik offen ist. Jetzt, wo ich selbst bei einem Printmagazin arbeite, will ich Raum für Kritik anbieten. Denn auch wenn es einige Journalisten nicht zu glauben scheinen: Sachliche Kritik ist wichtig, auch wenn sie hart und nicht immer einfach zu akzeptieren ist. Indem die Kritik problematische Punkte aufzeigt, stösst sie neue Gedanken an und bringt Prozesse in Gang.

Wie gut dieses Experiment klappt, werden wir sehen. Und falls uns andere Medien nachfolgen wollen – nur zu, das wäre erfreulich!

Die Erstausgabe der öffentlichen Blattkritik von Gaudenz Looser (schweizermonat.ch)
«Blattkritik ins Internet gestellt» (persoenlich.com)

Zu Gast bei Neunetz.fm

Marcel Weiß hat mich freundlicherweise als Gast zu seinem Podcast Neunetz.fm eingeladen. Und wir haben eine Stunde lang über die Entwicklung der Debatte zu Medienwandel gesprochen, über Erlösmodelle, die Abgründe der Klickhölle und am Ende auch noch über die öffentlich-rechtlichen Medien. Wer wissen will, warum es vielleicht doch nicht das perfekte Beispiel ist, Journalismus als den Spinat im Zuckerland zu bezeichnen, sollte sich das anhören:

«Hier & Jetzt 6: ‹10 Jahre Medienwandeldebatte›, mit Ronnie Grob» (Neunetz.fm)

Gefreut hat mich natürlich auch, dass «6 vor 9» auf Bildblog.de den Beitrag prominent verlinkt hat. Und das Urteil meines Nachfolgers, Lorenz Meyer, kann ich natürlich fast unmöglich unterschlagen:

Fast eine ganze Dekade hat Ronnie Grob als Kurator die Medienrubrik „6 vor 9“ beim BILDblog mit Empfehlungen bestückt und in dieser Zeit ein unfassbares Wissen über die spezifischen Eigenheiten der Branche und den Medienwandel (und die damit verbundenen Medienwandeldebatten) angesammelt. Im Interview spricht er eine Stunde über die letzten zehn Jahre, neue Geschäftsmodelle und den Status Quo des Journalismus. Persönliche Anmerkung: Als sein Nachfolger bin ich auch nach einem dreiviertel Jahr voller Bewunderung für das, was Ronnie Grob hier auf BILDblog geleistet hat. Respekt, Ronnie!

Danke! Und auf ein langes Leben der Rubrik!

Weshalb ich beim Schweizer Monat anfange

Ab August 2016 werde ich drei Tage die Woche beim «Schweizer Monat», der Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur, tätig sein. Weshalb gebe ich dafür meine Freiberuflichkeit teilweise auf?
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Ejaculatio praecox: Wenn Medienprofis erst teilen und dann denken

«Bild»-Herausgeber Kai Diekmann hat heute morgen, um 8:44 Uhr, auf Facebook ein Interview mit Jan Böhmermann auf Facebook veröffentlicht. Bereits um 10:32 Uhr folgte ein Eintrag, der klar machte, dass das Interview erfunden war – natürlich war es auch nicht in «Bild» erschienen. Wer sich die Fotomontage genau anschaute, konnte von Anfang an der Echtheit des Gesprächs zweifeln. Trotzdem wurde das Interview sofort von Medienprofis geteilt, fast allesamt Journalisten im Hauptberuf. Hier eine eher zufällig getroffene Auswahl:

Facebook-Posts von Journalisten, die das Fake-Interview von Kai Diekmann geteilt haben.

Was wollten sie ihren Facebook-Anhängern auf die Schnelle mitteilen? Lernt man heute nicht schon in der Schule, dass man genau prüfen sollte, was man teilt, um nicht betrogen zu werden? Und sollten nicht gerade Journalisten etwas genauer hinsehen, bevor sie offensichtlichen Quatsch als echt verkaufen? (Immerhin machten einige von ihnen Nachträge in ihren Posts.)
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