„Qualitätsjournalismus“ mit Newsnetz (11)

In einer Medienmitteilung, die offenbar online nicht verfügbar ist (Internet? Medium?), schreibt „Newsnetz“ (Hervorhebung durch mich):

„In der neusten Net-Metrix-Audit-Publikation (WEMF, Net-Metrix-Audit August 2009) kann Tagesanzeiger.ch erstmals mehr Unique Clients als Nzz.ch ausweisen. Das Wachstum ist gemäss Chefredaktor Peter Wälty vor allem auf die kontinuierliche und qualitativ hochwertige Berichterstattung der topmotivierten Redaktion und auf die hohe Glaubwürdigkeit der Marke Tages-Anzeiger zurückzuführen.“

Newsnetz Pressemitteilung
Bild: Ausriss aus der Medienmitteilung

Rekapitulieren wir nochmals, was in den im Zeitraum von Ende Juni bis Ende August 2009 erschienenen 10 Folgen „Qualitätsjournalismus“ mit Newsnetz geschah:

Folge 1: Newsnetz behandelt die am eigenen Verbund beteiligten Zeitungen als Fremdkörper
Folge 2: Newsnetz rechnet die Jackson-Geschwister falsch zusammen (bis heute unkorrigiert)
Folge 3: Newsnetz schreibt falsch aus Blogs ab (bis heute unkorrigiert)
Folge 4: Newsnetz setzt 12 YouTube-Videos unter eigenes Copyright
Folge 5: Newsnetz glaubt, dass es bei der Loveparade um „locker sitzende Oberteils“ ging (Rubrik „Wissen“)
Folge 6: Newsnetz schreibt Namen von eigenen Mitarbeitern falsch
Folge 7: Newsnetz kopiert Inhalte von pcwelt.de und stellt sie unter eigenes Copyright
Folge 8: Newsnetz schreibt aus der Wikipedia ab
Folge 9: Newsnetz versucht, in der Hirslanden-Klinik Bilder von den Federer-Zwillingen zu machen
Folge 10: Newsnetz am Samstagabend, ein Einheitsbrei

„Qualitativ hochwertige Berichterstattung“? Ich glaube eher, dass das Treiben der „Newsnetz“-Redaktion die ehemals „hohe Glaubwürdigkeit der Marke Tages-Anzeiger“ zerstört.

(via medienspiegel.ch)


Kommentare

6 Antworten zu „„Qualitätsjournalismus“ mit Newsnetz (11)“

  1. Danke für die Buchführung – gut zu wissen, dass Newsnetz genau auf die Finger geschaut wird. Problematisch wäre das alles auch, wenn es nicht als Qualitätsjournalismus verkauft würde.

  2. schön, dass newsnetz wenigstens dem tagi nutzt. :-)
    dafür wird wohl in kürze die baz dem newsnetz-angebot gar keine eigenen regionalen inhalte mehr beisteuern, wenn die printausgabe der baz nicht vorher schon hopps geht.

  3. Meines Wissen wird der Erfolg eines Webprojekts an den Unique Vistors, der Konversationsrate und dem finanziellen Ertrag bemessen.
    Alles andere ist sekundär. Den Usern scheint die Arbeitsweise des Newsnetzs nicht zu stören. Sie kommen gern und immer wieder.
    Das Newsnetz ist keine Zeitung, sondern eine kostenlose, mit Werbung finanzierte Dienstleistung aus dem Hause Tamedia. Insofern kann an dem Newsnetz die der gleiche Massstab, wie an einer seriösen Zeitung gelegt werden.
    Solange die Kunden eine Leistung mögen und sie häufig in Anspruch nehmen, kann nicht von schlechter Qualität gesprochen werden.
    Qualitätsjournalismus ist ein akademischer Begriff, denn nur Insider kennen. Ob Otto Normal etwas mit dem Ausdruck anfangen kann, wage ich zu bezweifeln.

  4. @antoine: Nö, das ist mir jetzt doch zu einfach. Es werden doch nicht alle Inhalte legitimiert, nur weil ein publizistisches Produkt durch Optimierung von Klicks bei gewissen Werbern gut ankommt. Die Inhalte sind bei einem publizistischen Produkt niemals sekundär.

    An Newsnetz kann man die gleichen Massstäbe wie an alle anderen publizistischen Produkte ansetzen. Um so mehr, wenn das Portal von sich sagt, Qualitätsjournalismus zu betreiben.

  5. Soviel ich weiss, ist das Newsnetz nie mit dem Anspruch angetreten, eine qualitativ hochstehende Zeitung zu machen.
    Damals als das Newsnetz angekündigt wurde, war viel von Web 2.0 und interaktiven Möglichkeiten die Rede.
    Betrachtet man das Newsnetz als Onlinezeitung, dann ist Hopfen und Malz verloren. Es ist weder Gonzo sonst was. Ein Zwischending zwischen einem Forum und einem Blog.
    Als Web 2.0 Projekt mag das Newsnetz auch nicht zu überzeugen. Es sind einfach zu viele Fehler und Brüche im Konzept und der technischen Umsetzung.
    Als Affilate Landingpage macht das Newsnetz den besten Eindruck. Viele Werbung, bunte Bilder und haufenweise minderwertiger User Generated Content.
    Zu meinem Urteil bin ich gekommen, weil man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann. Qualitätjournalismus gab es vielleicht in den Zeiten als Ernest Hemingway über den griechisch-türkischen Krieg berichtete. Was heute Tamedia, Ringier & Co verkaufen, ist ein Unterhaltungsbrunz und sicher kein hochstehender Journalismus.

  6. […] ihm andererseits Hingeschludertes und Falsches zu präsentieren, das hat Newsnetz (heute: Newsnet) in den ausgehenden Nullerjahren besonders eindrücklich gezeigt. Wer sich abheben will, muss nicht Qualitätsjournalismus liefern, sondern Qualität. So sieht das […]

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