Van Gaal will die Regeln beim Fussball ändern

Louis van Gaal, derzeit Coach beim FC Bayern München, hat Vorschläge gemacht, die Regeln beim Fussball zu ändern. Ein kurzer Kommentar dazu.

Kann sich hier jemand Bälle mit eingebauten Chips vorstellen?

Bild: flickr.com/photos/juliajanssen/ / CC BY-NC-SA 2.0

1. Passives Abseits abschaffen
Darüber lässt sich nachdenken. Eine Regel, die kaum in einem Satz erklärt werden kann, ist zu kompliziert. Nur: Wie geht es einfacher? Werden ohne diese Regel nicht einfach viel mehr spannende Torszenen abgepfiffen?

2. Chip im Ball einführen
Dagegen. Das Tolle am Fussball ist doch, dass von der Champions League bis in die 5. Liga alle mit den gleichen Regeln spielen. Natürlich: Es gibt verschiedene Platzzustände, es gibt nicht immer Linienrichter und auch den 4. Offiziellen (der von mir aus sofort wieder abgeschafft werden könnte) gibt es nur bei grossen Spielen. Davon abgesehen ist aber alles gleich. Neuerungen, die (aus Kostengründen) nicht überall nachvollzogen werden können, wie ein Chip im Ball, Videoentscheidungen, Torrichter, etc. schaffen nur eine Zwei- oder Mehrklassengesellschaft. Hier der Elitefussball, dort der Rest. Braucht niemand. Das gilt auch für die erwähnte „elektronische Seitenauslinie“ oder für die Idee von „zwei Schiedsrichtern, einen in jeder Hälfte und in der Diagonalen positioniert“. Mehr Schiedsrichter erhöhen zudem die Gefahr von Betrug, Korruption, Wettskandalen, Uneinigkeit, etc.

3. Einwurf abschaffen
„Das muss ein Einschuss sein“, sagt van Gaal. Kann man darüber nachdenken. Allerdings sind die Spiele (auf hohem Niveau) doch jetzt schon zerfahren durch viel zu viele Standardsituationen. Jeder „Einschuss“ wäre wieder so eine. Das heisst, man sähe das halbe Spiel über nur Standardsituationen. Das ist Stehfussball, kein Spiel. Nachvollziehbar ist allerdings van Gaals Argument „Das ist besser, weil dann die verteidigenden Teams nicht so einfach den Ball ins Aus schiessen“.

4. Penaltyschiessen abschaffen zugunsten des Gladiatorenspiels
Volle Zustimmung zu seiner Idee:

„Geht eine Partie in die Verlängerung von zweimal fünfzehn Minuten, wird alle fünf Minuten von jeder Mannschaft ein Spieler vom Platz genommen.“

Ab der 115. Minute würde dann nur noch sechs gegen sechs gespielt. „Jetzt gewinnt nur noch die bessere Mannschaft – und nicht der einzelne Spieler im Elfmeterschiessen“

Warum ist man da nicht schon früher drauf gekommen? Gleich einführen bitte!

Die derzeit gültigen Regeln gibt es bei der Fifa (Laws of the Game, PDF).


Kommentare

10 Antworten zu „Van Gaal will die Regeln beim Fussball ändern“

  1. 1.Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

    2.Unbedingt für den Chip im Ball. Den Zwei- oder Dreiklassenfussball gibt es doch heute schon. Es gab in den letzten Wochen krasse Fehlentscheidungen in der deutschen Bundesliga, die jeder Zuschauer sofort entscheiden konnte. Der Schiedsrichter MUSS sich auch sofort entscheiden – und manchmal entscheidet er eben falsch. Das wäre dadurch minimiert. Nachteil einer technischen Aufrüstung: Irgendwann wird jedes Foulspiel zwei-, dreimal wiederholt angeschaut und das Spiel zerfasert. Da muss man feste Grenzen ziehen. Im Eishockey klappt das auch.

    3.Nicht schon wieder eine neue „Standardsituation“. Die Spieler sind schon mit Ecken und Freistössen manchmal reichlich überfordert.

    4.Sofort einführen!

    Sonstige Ideen: Laufende Wechsel (in Spielpausen); Zeitstrafe statt Gelb-Rot oder 2 x Gelb; Abschaffung des indirekten Freistosses.

  2. @Gregor Keuschnig, zu 2.: Was ist denn wertvoll am aufkommenden Mehrklassenfussball? Soll das Spiel wirklich vom Geld abhängig sein?

    Ich glaube, es braucht vielmehr Respekt vor dem Schiedsrichter, der halt auch mal eine Fehlentscheidung pfeift. Fehlentscheidungen im Fussball sind wie das Wetter – äussere Einflüsse, mit denen beide Mannschaften zu kämpfen haben.

  3. Am Mehrklassenfussball ist nichts besonders wertvoll. Aber ihn zu leugnen, wäre ein bisschen naiv. Es geht inzwischen – ob man das mag oder nicht – um sehr viel Geld.

    Die Autorität des Schiedsrichters wird längst durch alle medialen Mätzchen untergraben. Die Berichterstattung ist ähnlich wie bei den Flugzeugen und den Bruchlandungen: Die 99,99% der Starts und Landungen ohne Probleme nimmt keiner wahr – den Absturz alle.

    Das Beharren auf eine falsche Entscheidung, die für alle ersichtlich, aber nicht revidierbar ist, verletzt durchaus das Gerechtigkeitsgefühl der Menschen. Beispielsweise hat das Henry-Handspiel eine ganze Nation beleidigt (Irland). Dass der Spieler seine Verfehlung nachher auch noch zugab (im Spiel natürlich nicht), macht die Sache nicht besser.

    Und selbst das Wetter wird ja bei einigen Sportarten inzwischen nicht mehr als Zufallsfaktor akzeptiert. Bei den Olympischen Spielen war meist mehr von den „gleichen Bedingungen“ die Rede als vom Sport selber. Im Weltcup beim Skispringen werden zukünftig die Wertungen der Sprünge nach den Windbedingungen angepasst – technisch aufwendig und vor allem: für den Zuschauer nicht mehr direkt transparent. (Ich halte das für übertrieben.)

  4. @Gregor Keuschnig: Eben, alles ungesunde Entwicklungen. Die totale Gerechtigkeit gibt es nun mal nicht, auch nicht mit endlosen Hilfsmitteln. Mir ist da ein Unparteiischer mit eigener Sichtweise lieber. Als Alternative könnte man natürlich auch die „Weisheit der Vielen“ ins Feld rufen, zum Beispiel technisch gelöste Spontanumfragen unter Zusehern. Die sind allerdings in diesem Fall zu einem guten Teil voreingenommen.

  5. Naja, im Eishockey gibt es auch die Torkamera; ansonsten entscheiden die Schiedsrichter dort auch ohne technische Hilfsmittel.

  6. Avatar von Skepdicker
    Skepdicker

    1. Einverstanden.

    2. Ich würde das sog. Hawk-Eye begrüssen, das bereits beim Tennis verwendet wird. Oder halt den normalen Videobeweis. Der Trainer oder Captain eines Teams könnte pro Halbzeit maximal eine Schiedsrichter- oder Linienrichterentscheidung überprüfen lassen. Auch vermeintliche oder tatsächliche Fouls im Strafraum oder Offside-Entscheide können Spielentscheidend sein. Es läge somit in der Verantwortung des Trainers/Captains das neue Instrument zu nutzen, wenn tatsächlich die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Video-Konsultation den Schiedsrichter umstimmen wird.

    Mehrere Klassen gibt es im Fussball schon lange (Sandplatz vs Webley-Rasen vs Kunstrasen; Top-Schiris vshalbblinde Hobby-Schiedsrichter ohne Regelkenntnis; mit Linienrichter vs keine Linienrichter).

    3. Unbedingt! Aber: Der „Einschuss“ müsste flach (oder zumindest unter Lendenhöhe) ausgeführt werden.

    4. Gute Idee.

  7. @Skepdicker: Trotzdem, ich finde, Klassenunterschiede bei den Regeln müssen sich nicht noch verschärfen. Eine Nachprüfung pro Halbzeitpause klingt zwar gar nicht so unvernünftig, könnte aber noch mehr vom eigentlichen Spiel ablenken. Dazu kommt die Abhängigkeit von den Kameras. Eine Abgrenzung ist schwierig. Kriegt die 2. Bundesliga auch einen Videobeweis oder nicht? Die Oberliga? Gut, beim Tennis funktioniert das scheinbar auch.

    Zu 3: Das wiederum ist ein sicherer Weg zu weiteren Nicklichkeiten. Wer guckt sich schon ein Spiel an wegen den Fouleinwürfen.

  8. Ja, man könnte auch statt 11meterschießen einfach so lange spielen bis alle Spieler umgefallen sind. NAtürlich darf dann bei Krämpfen etc kein behandelnder Arzt aufs Spielfeld kommen.
    Fliegender Torwart wär auch ne Superidee. Oder: Nach Ende der regulären Spielzeit wird eine Auswahl der Fans aufs Spielfeld gelassen um quasi als 11te Männer/Frauen ihre Mannschaft tatkräftig zu unterstützen.
    und und und…

  9. 1. Passives Abseits
    Wird doch, eigentlich, gar nicht mehr gepfiffen, oder? Was ist passiv? Ab wann wird der Torwart durch die Nähe gegnerischer passiver Spieler gestört? Was ist eine neue Spielsituation? Alles furchtbar kompliziert:
    Vorschlag: Ein Spieler, der im Abseits steht, wird nicht abgepfiffen, wenn er in der ganzen Angriffsaktion danach nicht mehr ins Spiel eingreift. (kann auch auf den Strafraum begrenzt werden).
    2. Chip im Ball.
    War auch immer dagegen. Bis zum Nichttor der Bayern im letzten Meisterschaftsspiel – und dem Tor Englands gegen Deutschland an der letzten WM. Da war der Ball etwa einen Meter hinter der Linie, und es wurde nicht gesehen. Das Spiel ist so schnell geworden, dass solch krasse Fehler möglich scheinen – das ist, auf oberster Stufe, zu problematisch.
    3. Einwurf ersetzen
    Nicht dafür als Freistoss: Zersetzt das Spiel. Interessant der Vorschlag, dass der Ball flach gespielt werden muss. Das würde nämlich bedeuten, dass die ausführende Mannschaft Interesse hat, das Spiel schnell weiter zu führen, weil sonst zugestellt werden kann.
    4. Penaltyschiessen abschaffen.
    Eine Möglichkeit. Besser fände ich noch:
    Am Ende der Verlängerung wird die Mannschaft zum Sieger erklärt, für welche das Eckenverhältnis spricht. Das zwingt in der Verlängerung die Mannschaft mit der schlechteren Statistik zur Offensive.
    5. Zusatzvorschlag
    Ich finde die Hands-Regel im Strafraum absolut unbefriedigend. Führt zu ständigen Diskussionen: Ist der Ball angeschossen, geht die Hand zum Ball? etc.
    Vorschlag:
    Jede Berührung des Balles mit der Hand wird als Hands geahndet, wenn die Hand/der Arm dabei nicht am Körper anliegt.

  10. Ich find gar net alles schlecht, was der van Gaal da vorschlägt, aber wie soll sich das durchsetzen?

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