Schlagwort-Archive: Inflation

Die Inflation bleibt

Der «Schweizer Monat» gehört zu jenen Medien, die früh, eindringlich und wiederholt vor einer gefährlich hohen Inflation gewarnt haben, die durch eine übermässige Geldmengenausweitung der Zentralbanken erzeugt wird.

Jörg Guido Hülsmann sah bereits 2010 eine «Spirale aus Geldmengen- und Preisinflation» voraus. Und Marc Faber sagte 2011: «Die Flutung der Wirtschaft mit Geld ist in der Tat eines der grössten Probleme unserer Zeit.» Natürlich wurden diese Leute immer wieder verlacht, etwa von Cédric Wermuth (2013): «Es ist doch in der Tat absurd, wenn die Leute heute von Inflationsgefahren sprechen.»

Im Juli 2020, als die Inflationsrate im Euroraum noch bei ausgewiesenen 0,39 Prozent lag, schrieb Peter Bernholz: Eine hohe Inflation wird nicht sofort kommen, aber sie dürfte kommen.» Nicht sehr überraschend ist die Inflation doch noch gekommen, und jetzt beschäftigt sie auch die anderen Medien.

Kann man etwas dagegen tun? «Zieht die Zügel an!», empfahl Barbara Kolm (2020): «Bei weiterhin extrem niedrigen Zinssätzen und fortlaufenden Anleihekäufen sollte man sich besser gar nicht vorstellen, was während der nächsten Krise geschehen wird.» Für Gegenmassnahmen sei es längst zu spät, fand dagegen Markus Krall schon 2019 – der Inflationsschock könne nicht mehr eingefangen werden. Die superexpansive Geldpolitik basiere auf einer Fiktion, von der sich die EZB nicht mehr lösen könne, schrieb Mathias Binswanger (2019).

«Der Moment der Wahrheit für das Geldsystem» (Thorsten Polleit, 2020) – kommt er bereits diesen Sommer oder Herbst? Die Zentralbanken jedenfalls scheinen mit ihrer Verschleppung der seit 2007/2008 schwelenden Krise an den Finanzmärkten an ein Ende ohne klare Auswege zu kommen – meisterhaft inszeniert mit Zwischenschritten wie «Wir haben zu wenig Inflation, wir müssen sie erzeugen» über «Die Inflation ist vorübergehend» bis «Die Inflation hat auch gute Seiten».

Ein Update des Finanzsystems scheint unumgänglich. Ob es die Zentralbanken ordentlich geplant durchführen oder ob es sich auf chaotische Weise ereignet, kann nicht vorhergesagt werden. Allzu lange genau so weiter wird es aber nicht gehen können – es sei denn, man will den Leuten zumuten, mit Starkinflation zu leben. Oder aber den überschuldeten Staaten zumuten, pleite zu gehen.

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Irgendwann wechselt die Richtung

Wer ganz oben angekommen ist auf der Achterbahn, erreicht einen Punkt, an dem alles schön ist und still: Erhaben thront er über dem Freizeitpark, die Aussicht ist fantastisch. Irgendwann fangen die Menschen in den Wagen vor ihm an zu schreien. Aber daran denkt er noch nicht.

Auch das westliche Wirtschafts- und Finanzsystem scheint gerade einige Höchst- und Tiefststände überwunden zu haben; es scheint fast so zu sein, als würden sich einige langjährige Trends umdrehen. Die Kurve der Aktienpreise neigt sich nach fast 14 Jahren kontinuierlichem Aufstieg wieder nach unten. Die Kurve der Inflationsrate zeigt nach Jahrzehnten der Preisstabilität steil nach oben. Der Ölpreis rasselte am Anfang der Coronazeit aufgrund eines Nachfrageeinbruchs auf unter null: Zeitweilig musste zahlen, wer sein Öl loswerden wollte. Seither steigt der Ölpreis unaufhaltsam. Nur ein Trend bleibt unverändert: Staaten finden immer wieder gute Gründe, um sich munter weiter zu verschulden.

Seit dem Sommer von 1971, als sich die Regierung Nixon von der Deckung des US-Dollars durch Gold verabschiedete und damit ein neues Weltwährungsregime einführte, haben Kritiker in grosser Zahl moniert, dass ein Fiat-Geldsystem, ohne Deckung und Anker, auf Dauer gar nicht funktionieren könne. Die Realität allerdings zeigt seit bald 51 Jahren auf, dass das sehr wohl funktioniert. Mit der Gefahr, dass man sich daran gewöhnt: 51 Jahre sind eine so lange Zeit, dass sich nur noch die Allerältesten, Allerjüngsten und Allerverrücktesten der Gesellschaft vorstellen können, dass es sich eines Tages plötzlich neu ordnet.

Wie geht es weiter? Das wissen auch die Zentralbanker nicht. Und doch tun sie so, als hätten sie alles im Griff. Auf die Frage, wie die Geldmengenausweitung rückgängig gemacht werden könne, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei einem Anlass vor Studenten Ende Mai (ab Minute 16) nichts mehr als: «It will come … in due time … in due course.» Keine Panik also. Zu gegebener Zeit kommt dann schon Bewegung in die Sache. Unten angekommen ist noch jeder, der zuvor die Aussicht von oben genossen hat. Ganz entgleist sind nur wenige Wagen. Viel mehr als eine gründliche Entwertung von Geld, Aktien oder Immobilien kann eigentlich gar nicht passieren. Am Ende von Monty Pythons «Life of Brian» singen sie alle zusammen, am Kreuz hängend:

I mean, what have you got to lose?
You know, you come from nothing
You’re going back to nothing
What have you lost? Nothing.

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Zero Covid bringt Inflation

1986 hatte Shenzhen noch nicht eine Million Einwohner. 2020 waren es über 17 Millionen. Die Stadt im Süden Chinas ist Teil des Perlflussdeltas, einer Metropolregion mit wirtschaftlich wichtigen Millionenstädten wie Hongkong oder Macau. Letzte Woche wurde Shenzhen von der Führung des chinesischen Parteistaats aufgrund einiger Dutzend Corona-Fälle täglich für mehrere Tage in einen totalen Lockdown gezwungen. Wie bei allen Lockdowns hatte das massive persönliche und wirtschaftliche Einschränkungen zur Folge. Elektroautos konnten nicht weitergebaut, Touchpads für Laptops und Platinen für Smartphones nicht mehr produziert werden. Der Apple-Zulieferer Foxconn stellte vor einer Woche seinen Betrieb mit mehreren hunderttausend Mitarbeitern vorübergehend ein.

Auf der Rangliste der wichtigsten Containerhäfen der Welt liegen die Perlflussstädte Shenzhen, Guangzhou und Hongkong auf den Rängen 4, 5 und 8. Werden Mikrochips, Mobiltelefone und elektronische Bauteile zur Mangelware und können nicht mehr ausgeliefert oder verbaut werden, verknappt sich das Angebot, es verzögern sich die Liefertermine. Und das wirkt sich dann auch aus auf die Preise. Die Inflationszahlen im Monat März werden aufgrund der steigenden Energiepreise durch den Krieg in der Ukraine höher sein. Wenn nun zusätzliche Lieferschwierigkeiten dazukommen, werden in Europa und der USA bald nicht mehr 5 oder 8 Prozent Preisinflation gemessen, sondern 10 oder 20 Prozent.

Vergessen wir nicht: Rund um die Welt orientieren sich alle seit 2020 getroffenen Lockdowns an der Idee des chinesischen Parteistaats, das Virus durch staatliche Massnahmen in Schach zu halten, und die Fallzahlen auf nahezu Null zu halten. Ich halte die Idee von Zero Covid für wahnsinnig, weil Viren am Ende nicht zu kontrollieren sind. Und ich halte ihre rigorose Umsetzung für totalitär, weil ich die Freiheit des Einzelnen für wichtiger halte als die vollständige Absenz eines Virus.

In der Schweiz wurde die Zero-Covid-Ideologie vorangetrieben von Dimitry Rougy (Kampagnenleiter der Befürworter des Mediengesetzes) und Che Wagner (Kampagnenleiter der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen) auf der (inzwischen stillgelegten) Webseite offener-brief.ch. Derzeit organisiert Rougy die Allianz Voix Civique, lanciert von den Bewegungen IG «Offener Brief», «Gegen die Gleichgültigkeit» und der Corona-Mahnwache. Sie fordert tiefe Fallzahlen.

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Schussfahrt mit Schmerzen

Für einen Liter Benzin zahlen die Schweizer derzeit deutlich über 2 Franken, teilweise sogar 2,20. Als vielleicht letzte auf der Welt bekommen nun auch sie die Teuerung zu spüren. Die Schweizer Konsumentenpreise waren im Februar um 0,7 Prozent höher als im Januar, und 2,2 Prozent höher als im Februar 2021. Auslöser der hohen Benzinpreise ist der Krieg in der Ukraine. Im Wesentlichen verantwortlich für die Inflation sind aber die grossen westlichen Zentralbanken. Statt die Finanzkrise ab 2007/2008 zuzulassen und so eine Umwandlung und Gesundung zu ermöglichen, wird sie bis heute mit allen denkbaren Massnahmen verzögert.

Man kann das Vorgehen der Zentralbanken mit einem Sportler vergleichen, der 2008 stürzte und seither Knieprobleme hat, die immer heftiger werden. Doch er lässt keine Operation zu und denkt nicht ans Aufhören. Stattdessen stabilisiert er sein Knie mit weiteren Bandagen, nimmt stärkere Schmerzmittel, und fährt mit noch mehr Risiko den Hang herunter. Die von der Federal Reserve in Umlauf gebrachte gesamte Geldmenge betrug 2008 noch unter 1000 Milliarden US-Dollar, 2022 sind es über 6000 Milliarden (Monetary Base). 2008 hatte die USA Schulden in der Höhe von 10’000 Milliarden US-Dollar, 2021 waren es über 30’000 Milliarden.

Vor zwei Jahren verhängten Regierungen weltweit Lockdowns, um die Ausbreitung eines Coronavirus namens SARS-CoV-2 zu bekämpfen. Dadurch wurde die Nachfrage stark gebremst, und auch die US-Inflationsrate fiel in den Keller, bis auf 0,1 Prozent im Mai 2020. Seit 2021 steigt sie aber fast unaufhörlich an und erreichte im Februar 7,9 Prozent, den höchsten Stand seit 1982. Ein Ende ist nicht abzusehen, denn jetzt, im März, ziehen die Energiepreise stark an. Sie werden die Produkte und die Lebenshaltungskosten weltweit verteuern.

Diesen Frühling werden wohl nahezu alle Staaten ihre Corona-Massnahmen aufheben. Das wird zu einer hohen Nachfrage nach ungefähr allem führen – natürlich auch, weil es riesigen Nachholbedarf gibt. Ein Blick in die Buchungsplattformen zeigt, dass gute Schweizer Hotels derzeit so stark ausgebucht sind, dass sie problemlos höhere Preise durchsetzen können. Oder sie leiden derart unter Fachkräftemangel, dass sie das müssen. So oder so: die Preise werden munter weiter steigen.

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Tanz den Limbo mit dem Euro!

Die Inflationsangst geht um! Es gibt schon Leute, die ihre Euros nur noch zuhause aufbewahren, um sie vor einer Entwertung zu schützen.

Doch das ist nichts als Panikmache. Dass es überhaupt kein Problem mit einer Inflation gibt oder geben wird, macht uns die Europäische Union auf ihrem offiziellen YouTube-Kanal eutubede in diesem Video (vom 29. März 2010) klar.

Mit einem lustigen Tänzchen lassen sich eben fast alle Probleme lösen. Tanz den Limbo mit dem Euro! weiterlesen