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Fake News mit Tell

Die Schweizer Stimmbürger haben das Medien-Subventionspaket mit 54,6 Prozent abgelehnt – richtig so. Die Ja-Kampagne des Verbands Schweizer Medien – Journalist Reza Rafi nannte sie «die schlechteste Kampagne aller Zeiten» – ist mit einer Figur in den Wahlkampf gestiegen, die an Wilhelm Tell erinnert. Mit einer Zeitung wedelnd brachte er in einem der Sujets Mauern zum Einsturz, die Fake News symbolisieren sollen. Nix verstanden dabei? Keine Sorge, andere auch nicht.

Die von Friedrich Schiller in ein Freiheitsepos gesetzte mythische Figur Tell kannte weder Zeitungen noch Subventionen, und sie war auch nicht bekannt dafür, Mauern mit einer Handbewegung zum Einsturz zu bringen. Dass Tell für staatliche Zahlungen an Grosskonzerne stehen soll, die mit dem Medienwandel Mühe bekunden, werden viele intuitiv als Fake News wahrgenommen haben.

Eine Kampagne verschiedener linker Journalistenverbände, die «Ohne Medien keine Demokratie» androhten und den staatlichen Geldregen aus der Giesskanne an alle als ein «Ja zur Medienvielfalt» verkaufen wollte, zog nicht. Ebensowenig, dass Christoph Blocher, dessen Gratiszeitungen nicht vom Gesetz profitiert hätten, die Schweiz ohne dieses Gesetz in ein Einheitsmedienland verwandeln würde. Selbst die zum ultimativen Feindbild emporstilisierten Trychler konnten nicht abschrecken.

Für die deutsche TAZ ist das Verdikt der Schweizer Stimmbürger «Ein Nein zur Aufklärung». Für mich ist es eine Bekräftigung, dass vom Staat nicht korrumpierte Medien, die ihn frei kritisieren, gesucht und gewollt werden, ja dringend gebraucht werden.

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Das Mediengesetz braucht es nicht

Der Brief, den Ringier-CEO Marc Walder am 20. März 2020 an verschiedene Chefs von Schweizer Leitmedien schrieb, hat es in sich. Wer ihn durchliest, kann Walders Nähe zum Bundesrat förmlich spüren. Was auf dem privaten Medium Insideparadeplatz.ch am vergangenen Samstagmorgen veröffentlicht wurde, ist bisher noch nicht breit aufgenommen worden. Natürlich stecken in der Schweiz nicht alle Mächtigen unter einer Decke. Aber wer solche Briefe schreibt, gibt sich keine grosse Mühe, diesen Vorwurf zu entkräften.
 
Wird das am 13. Februar zur Abstimmung stehende Mediengesetz angenommen, wird der Staat privaten Medien noch näher rücken. Wir beim «Schweizer Monat» lehnen das Gesetz ab. Zwar könnten auch wir das Geld gut gebrauchen, die Gefahr einer Abhängigkeit vom mächtigsten Player überhaupt, dem Staat, ist uns aber zu gross. Weitere Gegenargumente gibt es zuhauf, zum Beispiel die Explosion der Medienvielfalt im Internet. Mehr dazu in meinem Leitartikel in unserer Februar-Ausgabe, die morgen erscheint.
 
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