Denn auch der deutsche Spießer ist nicht mehr das, was er einmal war. Er schaut sich gerne japanische Spielfilme in der Originalfassung an, hört Klezmer-Musik, hat die „Zeit“ abonniert, ohne sie unbedingt zu lesen, kennt den Unterschied zwischen Mortadella und Mozzarella und geriert sich beim Essen und Shoppen durchaus multikulturell. Was ihn vollends zum Spießer macht, ist sein Hochmut gegenüber jenen, die er dafür hält: die Ballermann-Urlauber, Sandalenträger und McDonalds-Besucher.

Und so ist es nicht der Proto-Spießer, der „überall sein fürchterliches Gesicht zeigt“, sondern der scheinliberale Bildungsbürger, der für jede Untat so lange Verständnis äußert, wie sie nicht unmittelbar vor seiner Haustür passiert. Vollends auf die „Ausländerfeindlichkeit“ fixiert, will er nicht wahrhaben, dass es inzwischen auch eine „Inländerfeindlichkeit“ gibt und nicht nur „Bürger mit Migrationshintergrund“, sondern auch „Migranten mit kriminellem Hintergrund“. Stellt man ihm die Frage, warum es bei Migranten mit primär asiatischem Hintergrund nicht die gleichen Probleme wie bei Migranten mit arabischem bzw. muslimischem Hintergrund gibt, schreit er gleich „Rassismus“, obwohl es nicht um Rasse, sondern um Kultur und Erziehung geht, die sich im täglichen Verhalten niederschlagen.

Henryk M. Broder, Spiegel Online, Bildungsbürger als Bla-Bla-Blockwarte

Wie immer, wenn sich ein neues Paradigma, also eine andere Art, die Dinge zu sehen, durchsetzt, zieht es die fähigsten Köpfe an. Es macht Spass, die Mythen der Vergangenheit zu zertrümmern. Dabei haben sie nicht in erster Linie die Realität verändert, sondern das Bild, das wir uns davon machen. Die Wirkung lässt sich heute, vierzig Jahre später, besichtigen. Obwohl gemäss Bundesamt für Statistik nach wie vor die überwiegende Zahl der Personen, die Kinder unter 16 Jahren haben, als Verheiratete in einer Familie leben (gegen 90 Prozent, Volkszählung 2000), erwecken Wissenschaftler, Politiker und Journalisten unentwegt den Eindruck, die «bürgerliche Kernfamilie» sei ein Auslaufmodell.

Markus Somm, Weltwoche, Die Seele der Schweiz

Bushido: Wir führen die Firma nach der Maxime: Jeder haftet für sein Wort.

SZ: Was bedeutet das?

Bushido: Wenn einer sagt: Ich brauche für ein Geschäft 100.000 Euro, dann haftet er bei Verlust für diese Summe. Das ist bei uns so Sitte. Ganz einfach.

SZ: Und wenn er das Geld nicht auftreibt, versenken Sie ihn in einem Betonblock in der Spree, oder was?

Bushido: Blödsinn. Krass, was die Leute von mir denken!

Bushido, Rapper und Immobilienmakler, „Die geilste Droge von allen“, Interview der Süddeutschen Zeitung (Ressort Finanzen)


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