Vor ein paar Tagen schrieb Thierry Chervel von perlentaucher.de:
Noch argumentieren Journalisten und Verleger so, als würde das Netz sich im wesentlichen aus ihren Inhalten päppeln. Aber in Wirklichkeit ist es heute eher umgekehrt: Man liest in den Zeitungen Geschichten, die man zum ersten Mal zwei Tage zuvor im Internet fand. Oft in Blogs, denen sie wiederum von Lesern und anderen Whistleblowern zugetragen wurden.
Ein schönes Beispiel dafür sehen wir heute auf der Website 20min.ch, einem der beiden führenden Schweizer Boulevardportale. Die Startseite dieses Portals sah heute, um 13:50 Uhr, so aus:
Die Story „Mein Boss ist ein perverser Wichser“ beruht vermutlich auf diesem Friendfeed-Eintrag, auf den ich per Twitter vor vier Tagen, am 9. August 2009, hinwies.
„Ihre Geschichte macht zurzeit in der Blogosphäre die Runde“
schreibt 20min.ch folglich korrekt. Konkrete Quellen werden, so wie es Unsitte ist in vielen Online-Portalen von Print-Verlagen, keine angegeben oder verlinkt. Diesbezüglich verfahren Blogger in aller Regel fairer und transparenter.
Die Geschichte aber, dass Blogger ohne die alten Medien gar nichts zu schreiben hätten, wird immer unglaubwürdiger. Eher scheint es bald umgekehrt zu sein: Die alten Medien haben nichts mehr zu schreiben ohne das Internet. Vor die Tür gehen ist ja inzwischen verboten, weil zu teuer.
Gar nicht wundern würde mich allerdings, wenn ein Printmedium in den nächsten Tagen oder Wochen oder Monaten darüber berichten würde.
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