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Zero Covid bringt Inflation

1986 hatte Shenzhen noch nicht eine Million Einwohner. 2020 waren es über 17 Millionen. Die Stadt im Süden Chinas ist Teil des Perlflussdeltas, einer Metropolregion mit wirtschaftlich wichtigen Millionenstädten wie Hongkong oder Macau. Letzte Woche wurde Shenzhen von der Führung des chinesischen Parteistaats aufgrund einiger Dutzend Corona-Fälle täglich für mehrere Tage in einen totalen Lockdown gezwungen. Wie bei allen Lockdowns hatte das massive persönliche und wirtschaftliche Einschränkungen zur Folge. Elektroautos konnten nicht weitergebaut, Touchpads für Laptops und Platinen für Smartphones nicht mehr produziert werden. Der Apple-Zulieferer Foxconn stellte vor einer Woche seinen Betrieb mit mehreren hunderttausend Mitarbeitern vorübergehend ein.

Auf der Rangliste der wichtigsten Containerhäfen der Welt liegen die Perlflussstädte Shenzhen, Guangzhou und Hongkong auf den Rängen 4, 5 und 8. Werden Mikrochips, Mobiltelefone und elektronische Bauteile zur Mangelware und können nicht mehr ausgeliefert oder verbaut werden, verknappt sich das Angebot, es verzögern sich die Liefertermine. Und das wirkt sich dann auch aus auf die Preise. Die Inflationszahlen im Monat März werden aufgrund der steigenden Energiepreise durch den Krieg in der Ukraine höher sein. Wenn nun zusätzliche Lieferschwierigkeiten dazukommen, werden in Europa und der USA bald nicht mehr 5 oder 8 Prozent Preisinflation gemessen, sondern 10 oder 20 Prozent.

Vergessen wir nicht: Rund um die Welt orientieren sich alle seit 2020 getroffenen Lockdowns an der Idee des chinesischen Parteistaats, das Virus durch staatliche Massnahmen in Schach zu halten, und die Fallzahlen auf nahezu Null zu halten. Ich halte die Idee von Zero Covid für wahnsinnig, weil Viren am Ende nicht zu kontrollieren sind. Und ich halte ihre rigorose Umsetzung für totalitär, weil ich die Freiheit des Einzelnen für wichtiger halte als die vollständige Absenz eines Virus.

In der Schweiz wurde die Zero-Covid-Ideologie vorangetrieben von Dimitry Rougy (Kampagnenleiter der Befürworter des Mediengesetzes) und Che Wagner (Kampagnenleiter der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen) auf der (inzwischen stillgelegten) Webseite offener-brief.ch. Derzeit organisiert Rougy die Allianz Voix Civique, lanciert von den Bewegungen IG «Offener Brief», «Gegen die Gleichgültigkeit» und der Corona-Mahnwache. Sie fordert tiefe Fallzahlen.

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Schweiz und Schweden sind zwei verschiedene Länder

Im Vorfeld des diesjährigen Eishockey-WM-Finales zwischen Schweden und der Schweiz machte ein Witz die Runde:

Tatsächlich, wer weiss denn schon nicht, dass Schweden und die Schweiz zwei verschiedene Länder sind. Und dass US-Amerikaner die Schweizer gerne mit den Schweden verwechseln, hat sicher auch schon fast jeder Schweizer (und Schwede) einmal persönlich erfahren (ich habe).

Wiederum: Wer findet, ohne lange zu überlegen, auf der Karte die US-Bundesstaaten Illinois, Pennsylvania, Ohio, Michigan, Georgia und North Carolina? Die haben nämlich alle mehr Einwohner als Schweden und mehr Einwohner als die Schweiz. Ist es so sicher, dass Schweden und Schweizer diese Bundesstaaten nicht miteinander verwechseln?

Wer alles weiss die Riesenländer Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan, Tadschikistan und Aserbaidschan zu unterscheiden? Und wer kennt Millionenstädte wie Ahmedabad (Indien, 5,5 Mio.), Surat (Indien, 4,4 Mio.), Tianjin (China, 3,7 Mio.), Shenyang (China, 3,4 Mio.), Lakhnau (Indien, 2,8 Mio.), Kanpur (Indien, 2,8 Mio.), Fortaleza (Brasilien, 2,4 Mio.), Nagpur (Indien, 2,4 Mio.), Changchun (China, 2,2 Mio.), Chittagong (Bangladesch, 2,1 Mio.), Faisalabad (Pakistan, 2 Mio.), Taiyuan (China, 1,8 Mio.) oder Shijiazhuang (China, 1,6 Mio.)?

Nichts gegen eine korrekte Unterscheidung zwischen der Schweiz und Schweden, aber vielleicht ist das aus US-Sicht dann doch nicht ganz so wichtig.

Made in China:
Free-Tibet-Flaggen

Hängt bei dir eine Free-Tibet-Flagge rum? Dann guck mal, ob sie nicht vielleicht in China hergestellt ist.

Diese Meldung vom 28.04.2008 von BBC News ist leider völlig an mir vorbei. Vielleicht, weil sie gar nicht breit vermeldet wurde? Suche ich jetzt via Google nach Artikeln zum Thema, so finde ich nur Artikel auf welt.de und politplatschquatsch.com. Via bobsmile erfahre ich, dass auch die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet hat. Und sonst? Alle deutschsprachigen Blogs beziehen sich auf einen dieser vier Beiträge.

Free-Tibet-Flaggen
Haben sie die Flaggen dem Land, gegen das sie protestieren, abgekauft? Zuschauer an einem Testspiel zwischen den Fussball-Nationalmannschaften der Schweiz und China am 03.06.2006 (Bild: Keystone, Eddy Risch).

Dabei ist die Meldung aufschlussreich wie keine andere. Sie zeigt, es könnte kaum deutlicher sein, die Diskrepanz auf zwischen politischem Handeln und politischer Folklore.

Made in China:
Free-Tibet-Flaggen
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Erdbeben in China:
Bilder aus Xi’an, Shaanxi

Kurz nach 14 Uhr erschuetterte ein Erdbeben der Staerke 7.8 die Provinz Sichuan in China. Ein Kurzbericht und ein paar Bilder aus der 7-Millionen-Stadt Xi’an, die etwa 400 km vom Epizentrum weg ist.

Ich bin alleine in meinem neuen 6er-Dorm-Room in einem Youth Hostel in Xi’an (3 Euro die Nacht) mit einem Nachmittagsnickerchen beschäftigt, als jemand heftig an der Tür rüttelt. Warum kommt der denn nicht herein? denke ich und erhebe mich, um die Person einzulassen, als ich realisiere, dass sich die Holzbetten im Raum seitwaerts bewegen.
Erdbeben in China:
Bilder aus Xi’an, Shaanxi
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