Schlagwort-Archive: USA

Staatsbank kauft Staatschuld

Es ist kaum je ein Thema, aber Zentralbanken kaufen die Schuldpapiere der eigenen Staaten im grossen Stil auf:

Aktuell hält die Federal Reserve über 20 Prozent der Schulden der USA,
die EZB über 40 Prozent der Schulden der Eurozone und
die Bank of Japan über 50 Prozent der Staatsschulden Japans.

Geht der Trend weiter, wird am Ende die Staatsbank die Staatsschuld aufgekauft haben. So wie die Regierung die Staatsschuldpapiere (Bonds) aus dem Nichts herausgegeben hat, so kauft sie die Zentralbank mit Nichts wieder zurück.

Sorgen um dieses Nichts sollten sich vielleicht Bond-Besitzer machen, die keine staatlichen Stellen sind, also Pensionskassen, Versicherungen und Bürger zum Beispiel.

Denn womöglich finden sie eines Tages heraus, dass der Staat doch nicht so ein grossartiger Schuldner ist. Die Ratingagentur Fitch jedenfalls hat die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten Anfang August von AAA auf AA+ heruntergestuft. Und die USA sind nicht irgendeine Bananenrepublik, sondern die grösste Volkswirtschaft der Welt, die mit dem Dollar die Weltreservewährung stellt.

Die Zinszahlungen, welche die USA für aufgenommene Schulden überweisen müssen, haben sich seit 2020 fast verdoppelt und werden ab dem dritten Quartal 2023 wohl mehr als 1 Billion US-Dollar pro Jahr betragen. Für das zweite Quartal 2023 zahlten die USA 242 Milliarden Dollar an Zinsen aus (davon etwa einen Fünftel an die eigene Zentralbank).

Die Kosten dafür schnellen in die Höhe, weil die Zinsen für neu herausgegebene Anleihen stark ansteigen. Für zehnjährige Anleihen müssen die USA derzeit 4,3 Prozent Zins anbieten – so viel wie seit 2008 nicht mehr, und damals war die letzte grosse Finanzkrise.

Die Gläubiger allerdings sind geradezu sorglos. Inbesondere die Generation der Babyboomer gibt sich zuversichtlich, dass jene Anlageklassen, die in der letzten Dekade den höchsten Ertrag abwarfen, nämlich Aktien, Anleihen und Immobilien, weiterhin an Wert zulegen werden.

Ich glaube, dass sich dieser Trend 2023 oder 2024 umdrehen wird. Irgendwann wird die schon lange vor der Tür stehende Rezession Realität, was zusammen mit der allgemeinen Überschuldung eine explosive Lage schafft.

Bricht dann Panik aus an der Börse, werden Aktien schneller und tiefer fallen als 2008, als automatisierte Verkäufe noch in einem ganz anderen technischen Zustand waren als heute.

Werden die Zinsen sodann rasch wieder gesenkt, um die Lage zu beruhigen, geht’s erst recht los mit der Inflation.

Wer Sicherheit sucht, sollte sich mit Gold und Bitcoin eindecken. Die Menge von beidem ist begrenzt. Eine erhöhte Nachfrage wird zwangsläufig zu einem erhöhten Preis führen.

Schussfahrt mit Schmerzen

Für einen Liter Benzin zahlen die Schweizer derzeit deutlich über 2 Franken, teilweise sogar 2,20. Als vielleicht letzte auf der Welt bekommen nun auch sie die Teuerung zu spüren. Die Schweizer Konsumentenpreise waren im Februar um 0,7 Prozent höher als im Januar, und 2,2 Prozent höher als im Februar 2021. Auslöser der hohen Benzinpreise ist der Krieg in der Ukraine. Im Wesentlichen verantwortlich für die Inflation sind aber die grossen westlichen Zentralbanken. Statt die Finanzkrise ab 2007/2008 zuzulassen und so eine Umwandlung und Gesundung zu ermöglichen, wird sie bis heute mit allen denkbaren Massnahmen verzögert.

Man kann das Vorgehen der Zentralbanken mit einem Sportler vergleichen, der 2008 stürzte und seither Knieprobleme hat, die immer heftiger werden. Doch er lässt keine Operation zu und denkt nicht ans Aufhören. Stattdessen stabilisiert er sein Knie mit weiteren Bandagen, nimmt stärkere Schmerzmittel, und fährt mit noch mehr Risiko den Hang herunter. Die von der Federal Reserve in Umlauf gebrachte gesamte Geldmenge betrug 2008 noch unter 1000 Milliarden US-Dollar, 2022 sind es über 6000 Milliarden (Monetary Base). 2008 hatte die USA Schulden in der Höhe von 10’000 Milliarden US-Dollar, 2021 waren es über 30’000 Milliarden.

Vor zwei Jahren verhängten Regierungen weltweit Lockdowns, um die Ausbreitung eines Coronavirus namens SARS-CoV-2 zu bekämpfen. Dadurch wurde die Nachfrage stark gebremst, und auch die US-Inflationsrate fiel in den Keller, bis auf 0,1 Prozent im Mai 2020. Seit 2021 steigt sie aber fast unaufhörlich an und erreichte im Februar 7,9 Prozent, den höchsten Stand seit 1982. Ein Ende ist nicht abzusehen, denn jetzt, im März, ziehen die Energiepreise stark an. Sie werden die Produkte und die Lebenshaltungskosten weltweit verteuern.

Diesen Frühling werden wohl nahezu alle Staaten ihre Corona-Massnahmen aufheben. Das wird zu einer hohen Nachfrage nach ungefähr allem führen – natürlich auch, weil es riesigen Nachholbedarf gibt. Ein Blick in die Buchungsplattformen zeigt, dass gute Schweizer Hotels derzeit so stark ausgebucht sind, dass sie problemlos höhere Preise durchsetzen können. Oder sie leiden derart unter Fachkräftemangel, dass sie das müssen. So oder so: die Preise werden munter weiter steigen.

Newsletter hier abonnieren: Schweizermonat.ch/newsletter

Weshalb die anlasslose Massenüberwachung durch den Staat ein Problem ist

Welche Gefahren für den Bürger bestehen durch die staatliche, anlasslose Massenüberwachung, wie sie Whistleblower Edward Snowden bei den Geheimdiensten NSA (USA) und GCHQ (Grossbritannien) aufgedeckt hat, ist vielen immer noch nicht klar. Ich habe mich darum bemüht, für ein kluges, aber dem Thema Überwachung gegenüber nur ansatzweise interessiertes Publikum zusammenzufassen, um was es geht:

«Die anlasslose Massenüberwachung ist nicht nur für Politiker, Ärzte, Bankiers, Rechtsanwälte, Geistliche und alle anderen auf Vertraulichkeit bauenden Personengruppen höchst problematisch, sondern auch und vor allem für uns Journalisten. Wie sollen wir etwa eine Quelle schützen können, wenn der Staat über die Metadaten und die Inhalte verfügt? Selbst wenn Informant und Informierter die elektronische Kommunikation komplett vermeiden und sich im Wald treffen, ist ihr Zusammenkommen aufgrund der Standortdaten ihrer Telefone nachweisbar. Ebenso verdächtig machen sie sich, wenn ihre beiden Geräte zur gleichen Zeit während Stunden nicht aktiv waren. Geheimdienste im Besitz all dieser Daten sind so gut über Identität und Handeln der beiden informiert, dass ihr Wissen sogar den Erkenntnissen einer Untersuchungskommission oder eines regulären Ermittlungsverfahrens überlegen ist. Wenn potentielle Informanten und Whistleblower gut beraten sind, eine unverschlüsselte Kontaktaufnahme zu Journalisten zu scheuen, so liegt die Problematik der Massenüberwachung für die freie Gesellschaft offen.»

Den ganzen Artikel gibt es hier: «Unerwünschte Follower», erschienen in der März-Ausgabe 2016 der Monatszeitschrift «Schweizer Monat».

„Breaking Bad“ erfinden

Wie „Breaking Bad“ entsteht? Unter anderem so:

Ein paar Leute sitzen zusammen in einem Raum und reden, und irgendwann steht der Plan für die Folge.

Vielen Dank für den Hinweis an das Drama-Blog, von dem ich jetzt frecherweise auch noch das Zitat von „Breaking-Bad“-Produzent Vince Gilligan übernehme:

“The worst thing the French ever gave us is the auteur theory. It’s a load of horseshit. You don’t make a movie by yourself, you certainly don’t make a TV show by yourself. You invest people in their work. You make people feel comfortable in their jobs; you keep people talking.”

„Im ‚Breaking Bad‘ Writer’s Room“ (drama-blog.de)
„Inside the Breaking Bad writers‘ room: how Vince Gilligan runs the show“ (guardian.co.uk, englisch)

Zukunftsweisende Zeitungsverkäufe

«The Washington Post» wird an den Gründer eines Internethändlers verkauft, der Axel-Springer-Verlag stösst Printprodukte ab. Zeitungsmenschen sind verstört, doch die Verkäufe weisen in die richtige Richtung. Ins Internet.
Zukunftsweisende Zeitungsverkäufe weiterlesen