Kurz nach 14 Uhr erschuetterte ein Erdbeben der Staerke 7.8 die Provinz Sichuan in China. Ein Kurzbericht und ein paar Bilder aus der 7-Millionen-Stadt Xi’an, die etwa 400 km vom Epizentrum weg ist.
Ich bin alleine in meinem neuen 6er-Dorm-Room in einem Youth Hostel in Xi’an (3 Euro die Nacht) mit einem Nachmittagsnickerchen beschäftigt, als jemand heftig an der Tür rüttelt. Warum kommt der denn nicht herein? denke ich und erhebe mich, um die Person einzulassen, als ich realisiere, dass sich die Holzbetten im Raum seitwaerts bewegen.
Ich sehe dem Spiel ein paar Sekunden zu und entschliesse mich dann, den Raum zu verlassen (nicht ohne korrekt die Tuer abzuschliessen). Auf dem Flur im dritten Stock ist nicht viel los, doch am Treppenaufgang sehe ich die chinesische Bedienung mit weit aufgerissenen Augen die Lounge abschliessen. Dann scheucht er ein Paar die Treppe hinab, das eben noch nebeneinander im Internet am surfen war.
Auf Etage 1.5 dann merke ich, dass so ein Erdbeben abstruse Wirkung haben kann: Die Fische im dort platzierten Aquarium stehen senkrecht im Wasser, das über den Rand schwappt. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, das Beben als kleines Ereignis abzuhaken und dem Instinkt, das Gebäude fluchtartig zu verlassen. Vor der Tuer dann viele erschreckte Gesichter, fast alle versuchen zu telefonieren.
Update am 13.05.2008:
Ein Bild von rennenden Menschen in meinem Flickr-Photostream wurde von Yahoo News verlinkt, was diesem plötzlich recht viel Aufmerksamkeit und einige ziemlich fragwürdige Kommentare beschert.
Bilder von Menschen, die im Zusammenhang mit einer Berichterstattung von einem Erdbeben wegrennen und dabei auch noch lachen, scheinen wirklich gutes Klickfutter zu sein. Allerdings ist es hier in Xi’an nicht mehr als die Realität. Nebenan bröckelte etwas Beton von einem Gebäude, auf einem Bild ist eine gebrochene Glastür zu sehen, jemand erzählte mir, die Stadtmauer habe Schaden genommen. Aber, zum Glück, keine komplett zerstörten Gebäude, wenigstens hier.
Bilder auch bei Flickr.
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