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Ronnie Grob
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Grob gesagt,Politik

Die Lockdown-Regeln waren nur für das Fussvolk

In den höchst lesenswerten Lockdown-Files (Übersicht) hat der britische «Telegraph» über 100 000 WhatsApp-Mitteilungen ausgewertet, die ihm von der Journalistin Isabel Oakeshott zugespielt wurden. Sie zeigen das Bild einer abgehobenen politischen Elite, die der Bevölkerung drakonische Verhaltensregeln auferlegt und sie selbst einfach ignoriert. Die grössten Bemühungen wurden nicht dafür aufgewendet, dem Volk zu dienen, wie das der Auftrag wäre. Vielmehr wurde alles daran gesetzt, die eigene Karriere zu retten, ein in der Öffentlichkeit einigermassen positives Bild von sich zu bewahren und die eigene Politik gewaltsam durchzusetzen.

Im Zentrum der Affäre steht Matt Hancock, der von 2018 bis im Juni 2021 Gesundheitsminister von Grossbritannien war. Zur Erinnerung: War die britische Regierung unter Boris Johnson zunächst liberal-abwartend mit Einschränkungen, brachen nach der ersten Coronaerkrankung des Premiers Ende März 2020 alle Dämme und die verrücktesten Notstandsgesetze wurden eingeführt und durchgesetzt. Nach ihnen gerufen hatte Hancock schon vorher: «Es kann sein, dass wir irgendwann Dinge tun müssen, die wir eigentlich nicht tun wollen. Dafür brauchen wir die nötigen Befugnisse. Darum schlagen wir diese Notstands-Gesetzgebung vor.» («Tages-Anzeiger», 4. März 2020)

Gesundheitsminister Hancock war rasch davon überzeugt, man müsse seine Politik mit Gewalt durchsetzen («I think we are going to have to get heavy with the police»). Damit die Bürger bei den Notstandsmassnahmen mitmachen, versuchte er im Dezember 2020, ihnen mit einer neuen Virusvariante Schrecken einzujagen («We frighten the pants off everyone with the new strain», «when do we deploy the variant?»). Worauf im Januar 2021 der dritte nationale Lockdown durchgesetzt wurde (mit Schulschliessungen und Homeoffice). Sich an die von ihm selbst vorgeschlagenen, drakonischen Massnahmen zu halten, hielt er nicht für notwendig.

In einer Analyse erinnert die Journalistin Camilla Tominey daran, dass Grossbritannien im Lockdown über 118 000 Bussen verhängt hat: «Drohnen, Strassensperren und Helikopter wurden eingesetzt, um Menschen bei etwas zu erwischen, das in normalen Zeiten als völlig zivilisiertes Verhalten gelten würde – spazieren gehen, mit Freunden joggen, einen Kaffee auf einer Parkbank geniessen. Was passiert ist, war sehr, sehr falsch – und das nicht nur im Nachhinein.»

Matt Hancock hat übrigens erst kürzlich wieder einen Erfolg erzielt; er erreichte den dritten Platz bei der britischen Version der TV-Show Dschungelcamp, wo C- und D-Promis sich mit Kakerlaken, Maden, oder Spinnen überschütten lassen, in Schlamm baden oder tierische Geschlechtsteile essen.

Gesundheitsminister, die mit vergleichbarer Freude an ihrer plötzlich erlangten Bedeutung durchregiert haben wie Hancock und dabei in einen vergleichbaren narzisstischen Machtrausch geraten sind – etwa Karl Lauterbach oder Alain Berset – sind immer noch im Amt.

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März 6, 2023von Ronnie Grob
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Grob gesagt,Politik

Der Zwang zur Coronaimpfung gehört aufgearbeitet

«Genug herumgeeiert!», schrieb «Blick»-Chefredaktor Christian Dorer vor rund einem Jahr, in seinem Kommentar zur Covid-19-Gesetz-Abstimmung am 28. November 2021: «Die Solidarität der Geimpften mit den Ungeimpften ist am Ende. Die Mehrheit von 76,5 Prozent Geimpften (über 12 Jahren) hat es satt, sich für die Minderheit von 23,5 Prozent Ungeimpften einschränken zu müssen. Spätestens seit einem Jahr dürfte wirklich jeder wissen, dass die Pandemie allein durch konsequentes Impfen beendet werden kann.»

Es ist ein Text unter vielen, aber doch repräsentativ dafür, wie Medien und Regierung die Gefährdungslage 2021 beschrieben haben. Mit dem Abstand von einem Jahr lässt sich einiges dazu sagen.

1. Geimpfte waren nicht «solidarisch» mit Ungeimpften, denn sie waren auch mit Impfung ansteckend. Was übrigens schon Monate vor Dorers Kommentar bekannt und veröffentlicht war: «Geimpfte Infizierte unter Delta wohl ähnlich ansteckend wie Ungeimpfte», schrieben etwa die «Stuttgarter Nachrichten» am 19. August 2021, bezugnehmend auf eine Studie an der Universität von Oxford.

2. Ungeimpfte wurden zur Coronaimpfung gedrängt: Sie wurden als gefährliche Virenschleudern, sozusagen als wandelnde Todesengel dargestellt. Dabei waren sie das so wenig oder so viel wie Geimpfte. Mit der ab dem 20. Dezember 2021 geltenden 2G-Regelung blieb Menschen, die sich auf ihre natürlichen Abwehrkräfte verlassen wollten, nur noch der Ausweg, sich absichtlich mit dem Coronavirus anzustecken, um weiterhin am Sozialleben teilnehmen zu können.

3. Die Impfung verursachte gesundheitliche Schäden: Unbesehen alle wurden von den Regierungen und den überwiegend staatsnahen Medien zur Coronaimpfung gedrängt. Das führte zu «schweren Fällen einer Herzmuskelentzündung vor allem bei jungen Männern», aber auch zu Schädigungen der Herzmuskelzellen, wie nun etwa die Uni Basel herausfand. Wer aber 2021 auf mögliche Impfschäden hinwies, wurde pauschal als genereller Impfgegner, als Verschwörungstheoretiker oder als «Aluhut» dargestellt.

4. Die Pandemie wurde nicht durch Impfen beendet. Nicht durch Zertifikate. Und auch nicht durch andere staatliche Massnahmen. Da es den Virus ja (in veränderter Form) immer noch gibt, ist die Pandemie auch nicht vorbei. Den Virus zu einer Gefährdung aller zu machen und mit den Massnahmen zu einem Problem von allen, war einfach nur falsch. Fokus aller Massnahmen hätte von Anfang an ausschliesslich der Schutz der vulnerablen Gruppen sein sollen.

5. Die Covid-Zertifikate kamen mit Panikmache durch. Die Referendumsabstimmung zu den Covid-19-Zertifikaten wurde vom Bund mit Panikmache gewonnen, die aus der Melange all dieser falschen Informationen bestand. Nochmals: Eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften macht gar keinen Sinn, wenn beide Gruppen eine ähnliche Virusmenge verbreiten.

Christian Dorer, der den Bundesrat am 20. November 2021 dazu drängte, die Ungeimpfte ausgrenzende 2G-Regel einzuführen («2G darf kein Tabu sein»), schrieb wenig später, Anfang 2022, es sei jetzt die «Chance zur Versöhnung» zwischen Geimpften und Ungeimpften. Nun gut, aber erwartet er ernsthaft, dass der erste Schritt dazu von jenen ausgeht, die, wie sich nun herausstellt, grundlos gegängelt wurden?

Für all jene, die Ungeimpfte ausgegrenzt und schikaniert haben, ist es nun an der Zeit, öffentlich einzugestehen, dass sie sich geirrt haben. Das betrifft in erster Linie Alain Berset und das Bundesamt für Gesundheit. Alle Journalisten, die es verpasst haben, sich der verfehlten staatlichen Gesundheitspolitik entgegenzustellen. Und auch alle Privatpersonen, die ohne Grund Druck auf andere ausgeübt haben.

Wer macht einen Anfang?

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November 14, 2022von Ronnie Grob
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Gesellschaft,Grob gesagt,Politik,Wirtschaft

Mit Coronamassnahmen zum Personalmangel

Der Personalmangel in technisch anspruchsvollen Berufen, für die man nicht nur gut ausgebildet sein muss, sondern auch lange Erfahrung haben muss, ist altbekannt: Bauingenieure, Bauleiter, Heizungsplaner, Klimatechniker, technische Zeichner, Maschinenbauer und Informatiker werden schon so lange gesucht, dass man sich längst daran gewöhnt hat, dass sie fehlen. Spätestens seit dem Coronajahr 2020 ist auch der grosse Personalmangel in den anspruchsvollen Bereichen der medizinischen Pflege, aber auch allgemein beim im Schichtbetrieb arbeitenden Spitalpersonal, etwa bei den Assistenzärzten, einer breiteren Öffentlichkeit wohlbekannt.

Ziemlich neu dagegen ist, dass auch Durchschnittsjobs, die zwar viel Einsatz, Nerven und Durchhaltevermögen, jedoch neben Grundkenntnissen nur wenig Erfahrung verlangen, kaum noch vergeben werden können. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik hat die Quote der offenen Stellen im Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) seit 2003 nie 1,8 Prozent überschritten. Doch 2019 stieg sie auf 2,4 Prozent und ging dann im ersten Quartal 2022 auf 4,3 Prozent hoch. Damit Restaurants überhaupt offen bleiben können, müssen die Ansprüche an das Personal laufend gesenkt werden: Das Verständnis der deutschen Sprache oder gar des Schweizerdeutschen wird etwa für Servicepersonal vielerorts nicht mehr vorausgesetzt. Man nimmt alle, die irgendwie brauchbar sind – wer bitteschön kann denn in einer Stadt wie Zürich kein Englisch?

Die Abgangswelle ist keineswegs überraschend, gehört doch das Gastgewerbe zu den von Coronamassnahmen am stärksten gegängelten Branchen. Wer nicht von der Regierung zum Hilfssheriff in Sachen Corona degradiert werden wollte und keine Lust darauf hatte, sich ständig testen zu müssen oder gar zur Impfung gedrängt zu werden, hat die Branche verlassen und sich neu orientiert. Das Bild, das die Verbliebenen in der Branche abzugeben gezwungen waren, war keines auf Augenhöhe: Zwangsmaskiertes Servicepersonal bedient unmaskierte Kunden. Viele werden nie wieder in das Gastgewerbe zurückkehren.

Auch andere Branchen haben Arbeitskräfte für immer verloren, etwa Fluggesellschaften wie die Lufthansa-Tochter Swiss. Deren Management hat sich in den persönlichsten Lebensbereich der Mitarbeiter eingemischt und ihnen nur noch die Wahl zwischen Coronaimpfung und Entlassung gelassen. Gut nachvollziehbar, dass viele hier nicht mitgemacht haben. Gemäss einem Bericht der Sonntagszeitung sind es insgesamt 150 Piloten und Flight-Attendants, die bereit wären, zu fliegen, vom Swiss-Management aber daran gehindert werden. Denn dieses will auch bald drei Monate nach Beendigung aller Coronamassnahmen keine Mitarbeiter ohne Coronaimpfung beschäftigen.

Aufgrund von Personalmangel fallen diesen Sommer Hunderte von Swiss-Flügen aus, vielleicht werden es Tausende. Die Kunden der Fluggesellschaft sollten sich weder beim Boden- noch beim Kabinenpersonal beklagen, sondern direkt beim Management. Es ist seine ideologiegetriebene und unfreiheitliche Personalpolitik, die zu den Ausfällen führt.

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Juni 20, 2022von Ronnie Grob
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Gedruckt,Medien

Unter linksurbanen Hypochondern

Als freiheitlich gesinnter Journalist ist man einsam geworden und sieht sich in einer Branche umgeben von Staatstreuen, Übervorsichtigen, Hyperkorrekten. Bin nun ich im richtigen Beruf oder sind sie es?

Die Leser der «Schweizer Journalist:in» haben die nicht mit Namen auftretenden Menschen hinter dem Medium Megafon Reitschule Bern zur Chefredaktion des Jahres 2021 gewählt. Ich hingegen habe mich längst damit abgefunden, nie einen Journalistenpreis zu gewinnen. Nicht, dass es wichtig wäre, aber natürlich leben Journalisten von Anerkennung: Sie geben sich Mühe, so attraktiv wie möglich zu schreiben, um gelesen zu werden. Und wenn sie herausfinden müssen, dass dem nicht so ist, dann leiden sie: So wie die Theaterkritikerin, die Jahrzehnte in der Illusion lebte, von der ganzen Kulturschweiz, ja, von halb Europa gelesen zu werden, und dann mit dem Internet herausfinden musste, dass ihre Artikel kaum je angeklickt werden. Es sollen schon gestandene Männer mit Tränen in den Augen sich im Chefbüro verzweifelt beklagt haben, dass niemand, aber auch gar niemand eine Rückmeldung zu ihrem Text gegeben habe! Journalisten sind wie Künstler; sie leben ein Stück weit vom Einkommen, vor allem aber vom Applaus.

Als Chefredaktor eines Nischenmagazins habe ich mich wohl oder übel daran gewöhnt, von meinen Berufskollegen ignoriert zu werden: Die Themen des «Schweizer Monats» seien zu schwierig, die Artikel zu lang, das Lesen zu anstrengend: So wie die Smartphone-Konsumzeit ansteigt, so sinkt die Aufmerksamkeitsspanne, natürlich auch bei Journalisten. Wer mehrere Stunden täglich auf Twitter ist und Dutzende Tweets absetzt, ist kaum noch in der Lage, einen längeren Text bis zu Ende zu lesen. So viele sind, ohne es sich bewusst zu sein, von der Big-Tech-Industrie via KI und Algorithmen in den festen Griff genommen worden, nicht nur die Teenies und die Boomer. Ein Problem, um in der von Social Media dominierten Welt Aufmerksamkeit zu erhalten, sind die Bezahlmauern: Während Grosskonzerne wie TX Group oder Ringier die Marktmacht haben, ihre Leser zu einem Login zu bringen oder zu zwingen, ist das für ein Nischenmagazin schwierig. Der «Schweizer Monat» hat zwar mehr Abonnenten, seit ich Chefredaktor bin, aber es ist ein grosser Kampf um jeden einzelnen Leser.

Eine WOZ in jeder Stadt
Im Jahr 1982 war die Inflation zuletzt so hoch wie heute, und wir erleben auch in anderen Fragen eine Wiederholung dieser Zeit. Der Star der Linken zu dieser Zeit war Niklaus Meienberg: Ein Kraftwerk von einem Mann, für den jeder Mächtige, der seinen Weg kreuzte, eine Einladung war, ihn zu zerlegen. Wer seine Texte heute liest, bleibt fasziniert von seiner Kreativität und Sprachgewalt, muss aber auch eingestehen, dass er es nicht immer so genau nahm mit den Fakten, wenn denn nur die Richtigen an die Kasse kamen. Beim Megafon Reitschule wäre er zu einem Leader geworden, und er wäre sicher nicht so feige gewesen, sich in einem anonym auftretenden Kollektiv verstecken. In der Realität der 1980er-Jahre stand er am Rande der Gesellschaft. So wie die WOZ, die ständig nach Geld suchte.

Den heutigen WOZes geht es sehr viel besser, es gibt in jeder Stadt eine, und sie sind nicht nur salonfähig, sondern auch erfolgreich geworden: Republik und Tsüri in Zürich, Bajour in Basel, Hauptstadt in Bern, Zentralplus in Luzern. Finanziert werden sie direkt von Abonnenten, aber auch von grünlinksurban gesinnten Millionären. Man könnte meinen, es sei alles in Butter, aber doch wollen sie noch lieber das Geld vom Staat erhalten. Dass der Staat private Medien aktiv auf Antrag nach selbst gewählten Kriterien finanziert (Online-Medienförderung), war in den 1980er-Jahren nicht nur auf staatlicher Seite undenkbar, sondern auch von privater Seite unerwünscht. Unabhängigkeit vom Staat war damals erstrebenswert. Dass Journalisten heute die Abhängigkeit vom Staat suchen, zeigt, dass sie ihn auf ihrer Seite wähnen.

Entscheidend ist die Beziehung zur Privatwirtschaft
«Die vehementesten Fürsprecher der Medien sind die Linken. Und das kommt nicht von ungefähr. Denn links der Mitte weiss man, was man an den Journalisten hat.» Das schrieb Katharina Fontana in der NZZ, und sie hat recht. Ein Blick auf Journalistentwitter zeigt deutlich, wie die politischen Sympathien verteilt sind: Gut dort sind linksurbane Projekte, Jacqueline Badran und die GLP, schlecht sind Freiheitstrychler, Thomas Aeschi und die FDP. Gegenstimmen gibt es wenige: Sie sind desillusioniert verstummt, weil sie nicht immer neue Lust haben, in Diskussionen alleine gegen eine Übermacht von grünlinken Journalisten anzutreten, die sie immer wieder in den Dunst des Rechtsextremen oder den Dunst des bezahlten Lakaien rücken.

Wie eine 2021 veröffentlichte Analyse verschiedener Umfragen unter westlichen Journalisten zeigt («The Left-liberal Skew of Western Media»), sind die Unterschiede zwischen Journalisten und der Wählerschaft beträchtlich. Während christliche Ideen mehr als doppelt so viel Rückhalt unter Wählern finden (Faktor 2), sind es bei nationalistischen, EU-skeptischen und libertären Ideen Faktor 3 oder 4, bei nationalkonservativen Ideen sogar mehr als Faktor 5. Umgekehrt sind doppelt so viele Journalisten als Wähler EU-positiv eingestellt (Faktor 2), und Themen wie Kommunismus, demokratischer Sozialismus und Sozialismus kommen – ihrer bisher mit Millionen von Opfern gepflasterten Umsetzung zum Trotz – fast auf Faktor 2. Mehr als Faktor 2 findet das Themen Feminismus, und etwa drei Mal so viele Journalisten als Wähler finden grüne Themen wichtig.

Der entscheidende Punkt, den die Journalisten von der Bevölkerung unterscheidet, ist die Beziehung zur Privatwirtschaft, ein Punkt, den auch Katharina Fontana macht: «Journalisten haben überwiegend eine akademische Bildung, sie sind häufig städtisch geprägt und steigen oft in den Beruf ein, ohne vorher solide Erfahrung auf einem anderen Gebiet gesammelt zu haben.» Tatsächlich ist es die Prägung, die mich von den anderen unterscheidet: Ich habe nämlich vor meinem Journalistendasein kein Studium absolviert, sondern eine kaufmännische Lehre gemacht und vornehmlich in der Privatwirtschaft gearbeitet. Und so zu jenen Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Privatwirtschaft gehört, die gezwungen werden, mit ihren Steuern grünlinke Träume zu verwirklichen. Sie kommen in den Medien wenig vor, und wenn, dann meistens als herzlose Kapitalisten, die in einer Krise die Frechheit haben, sich von Mitarbeitern zu trennen. Vorzugsweise sprechen Journalisten mit dem Personal aus Universitäten, NGO und anderen staatsnahen Kreisen, oder aber, wie zunehmend bei SRF, mit internen «Experten». Also mit sich selbst.

Panik in der Pandemie
In der Pandemie hat es sich gezeigt, dass die Probleme, Einschränkungen, Sorgen und Nöte, die Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Privatwirtschaft durch die Regierungsmassnahmen erwachsen sind, von den Journalisten mehrheitlich ignoriert wurden. In den Redaktionen dominierten recht bald die Hypochonder mit riesiger Angst vor dem Virus jene, die grundsätzlich auf ihre Abwehrkräfte vertrauten und eigenverantwortliche Massnahmen befürworteten. Stimmen, die die Massnahmen zu extrem, einschränkend und freiheitsfeindlich fanden, wurden von den Leitmedien erst dann als valide aufgenommen, als die Pandemie vorbei war. Mehr Staatstreue geht nicht.

Wie Rainer Stadler auf Infosperber.ch treffend feststellte, hätten die Journalisten in der Coronakrise autoritärere und einschneidendere Massnahmen umgesetzt als der Bundesrat. Ähnlich wie Neil Ferguson vom Imperial College London, der zu Beginn der Pandemie Millionen von Toten in wenigen Wochen falsch prophezeit hat, haben Journalisten wie Marc Brupbacher von TX Media mit ihren Schreckensszenarien von überfüllten Spitalbetten – es gab in der Schweiz nie zu wenig Intensivbetten, man kann es nachprüfen – die Regierung zu immer extremeren Massnahmen gedrängt. Wer die Welt anders sieht oder darstellt, betreibt dann halt eben «Wissenschaftsleugnung» – so macht man es sich.

Hätten diese Journalisten politische Macht ausüben können, dann hätten wir auch in der Schweiz Massnahmen erleiden müssen, wie sie die kommunistische Partei Chinas durchsetzt. Menschen, die gegen die verrückte No-Covid-Politik der KPCh mit ihren sinnlosen Lockdowns opponierten und demonstrierten, um sie zu verhindern, wurden und werden lächerlich gemacht von Journalisten. Ich bin sehr froh, dass diese Journalisten keine direkte politische Macht haben. Es ist absurd geworden: Wenn man jene, deren Auftrag es ist, die Regierung zu kontrollieren, politisch mehr fürchten muss als die Regierung selbst.

Dieser Artikel ist in gekürzter Form in der Branchenzeitschrift «Schweizer Journalist:in» 2/2022 vom 16. Mai 2022 erschienen.

Mai 22, 2022von Ronnie Grob
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