Leicht zu beeinflussen: Marianne Gilgen

Marianne Gilgen ist seit April 2008 Redaktionsleiterin der politischen Diskussionssendung „Arena“, seit 2001 arbeitet sie als Redakteurin und Produzentin der SF-Sendung mit. Fehlende Erfahrung hatte also nichts damit zu tun, als sie dem „Tages-Anzeiger“ zur Besetzung der Sendung vom 18. September 2009 sagte:

„Der Generalsekretär der FDP hat mir mitgeteilt, er halte Köppel für keine gute Idee, und er hat mir zu verstehen gegeben, Herr Burkhalter werde nicht teilnehmen, falls Roger Köppel dabei sei.“

Und:

„Wenn ich an diesem Tag die Wahl habe zwischen dem neu gewählten Bundesrat und Herrn Köppel, dann fällt meine Wahl halt auf den Bundesrat.“

Kurz zum besseren Verständnis, die Akteure: Didier Burkhalter ist der am 16. September neugewählte Bundesrat – es ist gut möglich, dass er mit dem Fall gar nichts zu tun hat. Roger Köppel ist Chefredakteur und Inhaber der Wochenzeitschrift „Weltwoche“. Er wurde von Frau Gilgen „provisorisch“ als Diskussionsteilnehmer in die Sendung eingeladen – und dann wieder ausgeladen. Der Grund liegt beim FDP-Generalsekretär Stefan Brupbacher, der „seinen“ neuen Bundesrat nur teilnehmen lassen wollte, wenn Köppel der Sendung fernbleibt – was ihm gelungen ist.

Bedingungen zu stellen ist legitim, man kann das ja versuchen. Doch wenn eine Redaktionsleiterin tatsächlich bereit ist, über solche Bedingungen zu diskutieren und Teilnehmer Einfluss auf die Gästeliste nehmen lässt, dann ist sie schlicht in der falschen Position. In eine Sendung lädt man zu einem Thema ein – und dann kommt, wer kommen kann und will. Dass keine untragbaren Gäste eingeladen werden, dafür sorgt die Redaktionsleitung.

Das Verhalten von Marianne Gilgen lädt auf jeden Fall ein zur Nachahmung von anderen Gästen, die nicht verstehen wollen, dass die Auswahl der Sendungsteilnehmer nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegt. Wer einmal so leicht auf Druck nachgibt, wird es wieder tun. Endlose Diskussionen über die Besetzung sind die Folge, worauf die Kosten ansteigen und irgendwann eine Gebührenerhöhung angekündigt wird.

Roger Köppel reagierte auf die Ausladung mit einem Werbespot vor der Sendung mit diesem Text:

„Was ich heute in der Arena nicht sagen darf, lesen Sie in der nächsten Weltwoche. Herzlich, Ihr Roger Köppel.“

Und wähnte sich in einem sozialistischen Staat:

„Bis jetzt glaubte ich, es sei nur in Staaten wie Nordkorea oder Kuba möglich, dass Politiker einen öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal dazu auffordern können, eine bereits eingeladene Person wieder auszuladen.“

So geht es jedenfalls nicht. Lieber kein Bundesrat am Fernsehen als einer, der (seinen Beratern gemäss) kritische Journalisten scheut.

Nachtrag, 21. September 2009, 9:15 Uhr: Der Werbespot bei YouTube.

4 Gedanken zu „Leicht zu beeinflussen: Marianne Gilgen“

  1. @Ronnie Grob:

    Solche Diskussionen rund um Einladungen in die «Arena» sind Alltag – gerade auch die FDP zeigt sich in letzter Zeit sehr dünnhäutig.

    Für die «Arena»-Macher stellt sich das Problem, dass sie ihre Sendung nicht ohne den Protagonisten des geplanten Themas durchführen können. Insofern sitzt dieser (beziehungsweise seine Entourage) am längeren Hebel …

    «Sozialismus» halte ich für den falschen Begriff; es geht schlicht und einfach darum, die Meinungsfreiheit hochzuhalten und sich entsprechend anderen Meinungen zu stellen und Kritik zu akzeptieren. Sozialismus und Meinungsfreiheit schliessen sich nicht aus, und genauso bedeutet unsere Demokratiesimulation nicht, dass Meinungsfreiheit vorhanden ist.

  2. Das Agieren von Frau Gilgen muss man wohl als ungeschickt bewerten- Und auch der FDP Generalsekretär hat sich und seiner Partei einen Bärendienst erwiesen, vor Herrn Köppel als Kontrahent in einer Arena-Debatte braucht niemand Angst haben.

    Herr Köppel wiederum könnte sich freuen über diese Art von PR, nur sein Statement:

    „Bis jetzt glaubte ich, es sei nur in Staaten wie Nordkorea oder Kuba möglich, dass Politiker einen öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal dazu auffordern können, eine bereits eingeladene Person wieder auszuladen“

    …ist natürlich reiner Blödsinn, weder in Kuba noch in Nordkorea dürfte es öffentlich-rechtliches Fernsehen geben. Und um Politiker zu finden, die erfolgreich versuchen Einfluss auf das Tagesgeschäft von Fernsehanstalten zu nehmen reicht es aus in das südliche Nachbarland der Schweiz zu fahren, der Cavaliere lässt grüssen.

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