Archiv der Kategorie: Medien

Moralweltmeister

Mit diesem, neu bearbeiteten Plakat (volle Grösse) stellte ZDF-Komiker Jan Böhmermann vergangenen Freitag liberale Verleger, Politiker, Journalisten und Komiker unter den Titel «Linksradikale Gewalttäter».

Das Original ist ein Fahndungsplakat aus den frühen 1970er-Jahren, das 19 mutmassliche Mitglieder der terroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) zeigt. Die Mitglieder der linksextremistischen Organisation ermordeten 33 Personen, darunter die CEOs Detlev Rohwedder, Jürgen Ponto und Alfred Herrhausen, Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer oder Bundesanwalt Siegfried Bubackhier die Liste.

Verleger, Politiker, Journalisten und Kabarettisten, die für die Freiheit einstehen, mit Terroristen gleichzusetzen ist selbstredend unzutreffend und geschmacklos – auch dann, wenn das von privater Seite gemacht wird. Doch Jan Böhmermann wird vom öffentlich-rechtlichen ZDF bezahlt, also auch von den Verleumdeten selbst zwangsfinanziert. Es ist, als würde die SRF-Satiresendung «Deville» ein Fahndungsplakat mit SP-Politikern und «Republik»-Journalisten zusammenstellen und mit «Rechtsradikale Gewalttäter» übertiteln. Ich rechne nicht damit, dass das nächstens passieren wird. Und besonders lustig erscheint es mir auch nicht.

Mich erinnert Böhmermann mit seinen Aktionen immer stärker an Karl-Eduard von Schnitzler, der im DDR-Fernsehen in der Sendung «Der schwarze Kanal» polemisch Propaganda machte gegen die Vertreter des Klassenfeinds aus dem freien, bundesrepublikanischem Westteil des Landes. NZZ-Journalist Marc Felix Serrao schreibt etwa: «Jan Böhmermann ist kein subversiver Komiker, sondern ein Demagoge, der seine gebührenfinanzierte Reichweite nutzt, um gegen die liberale Minderheit im Land zu hetzen.»

Aber sollte nicht auch ein Jan Böhmermann die von Liberalen blutig erkämpfte Meinungsäusserungsfreiheit nutzen dürfen? Natürlich, und das macht er ja auch. Ich denke, er ist aufrichtig davon überzeugt, Liberalen und Unternehmern, die sich um banale Dinge wie die Erzeugung von Wohlstand durch wirtschaftliche Aktivität kümmern, moralisch weit überlegen zu sein.

Und er ist nicht alleine, Deutschland bewegt sich in hohem Tempo weiter in die falsche Richtung: Wenig Meinungsvielfalt in den Leitmedien. Eine irrsinnige Coronapolitik. Eine generell wirtschaftsfeindliche Politik, die direkt in die Deindustrialisierung führt. Und eine Jugend, die den Verkehr lahmlegt und die Redefreiheit an den Universitäten einschränken will. Immer aber mit der unerschütterlichen Gewissheit, moralisch goldrichtig zu liegen.

Wenn anlässlich der Auftaktniederlage des deutschen Teams an der Fussball-WM sogar die kaum je von patriotischen Gefühlen überwältigte linke «taz» «Nur Moralweltmeister» titelt und fragt, ob «das DFB-Team ob seines aktivistischen Eifers den Fokus verloren» habe, wird man sich Gedanken machen müssen.

«Es mag am deutschen Wesen | Einmal noch die Welt genesen», dichtete einst Emanuel Geibel. Doch Deutschland sollte sich vom Zitel, Moralweltmeister werden zu wollen, verabschieden. Es steht dem Land der Dichter und Denker einfach nur schlecht.

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Unternehmer Musk investiert in Meinungsfreiheit

Die Medien sind in diesen Tagen erneut gut gefüllt mit Analysen, weshalb Elon Musk, der derzeit reichste Mann und einer der erfolgreichsten Unternehmer der Welt, so ungefähr alles falsch macht beim Kauf des Kommunikationsdiensts Twitter.

Noch vor wenigen Monaten waren sie fest davon überzeugt, dass ihm die Übernahme nicht gelingen wird: «Elon Musk lässt Twitter-Deal über 44 Milliarden Dollar platzen», wusste der «Blick», und die «NZZ am Sonntag» schrieb: «Es ist bemerkenswert, dass er, der mit Tesla und der SpaceX zwei grosse und komplexe Unternehmen führt, sich in eine solche Situation manövrieren konnte. Aber vielleicht war Musk ja geistig umnachtet.»

Nun ja. Wer Musk schon mal länger zugehört hat, weiss, dass es in seinem Kopf taghell ist. Der Mann ist nicht nur ein grosser Visionär und Unternehmer, sondern auch mit Humor beschlagen. Als die sozialistische US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez sich auf Twitter darüber lustig machte, dass er als Milliardär ernsthaft versuche, den Leuten die Idee zu verkaufen, dass «freie Meinungsäusserung» ein Twitter-Abo für 8 Dollar pro Monat bedeute, antwortete er trocken: «Ihr Feedback wird geschätzt, zahlen Sie jetzt 8 Dollar». Musks Plan ist wohlgemerkt, lediglich Konten, die mit einem blauen Haken verifiziert sind, zu einer monatlichen Zahlung zu verpflichten. Wer keinen solchen Haken will, soll weiterhin frei auf Twitter publizieren und lesen können.

Dass Musk für die Meinungsäusserungsfreiheit einsteht, halte ich für unbestritten. Natürlich muss man zuerst immer mal abwarten, was einer tut, doch ich halte Äusserungen wie «Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben, denn das ist es, was Redefreiheit bedeutet» für glaubwürdig. Im Dienste der Meinungsfreiheit wolle er, so twitterte er heute, auch das Konto @ElonJet, welches die Bewegungen seines Flugzeugs verfolgt und publiziert, nicht sperren – selbst wenn das ein persönliches Sicherheitsrisiko darstelle.

An sich sollte ja der Anspruch, die Freiheit der Rede auf einer Plattform auszubauen und auch verfeindete Lager dazu zu bringen, miteinander zu reden, nicht nur von allen Journalisten bejubelt werden, sondern von allen Freunden der freiheitlichen US-Verfassung. Und doch hört man fast nur Bedenken, Vorbehalte, Zweifel.

Ob Musk viel zu viel bezahlt hat für Twitter, wie nun alle zu wissen glauben, bleibt abzuwarten. Als Google 2006 den damals riesigen Betrag von 1,65 Milliarden US-Dollar für YouTube zahlte, schrieb die «NZZ am Sonntag»: «Wie die User reagieren, wenn nun kommerzielle Werbung vor ihre selbstgemachten Clips geschaltet wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Wandern sie ab, droht Google ein Abschreiber in Milliardenhöhe.»

Zweifelten die Bedenkenträger damals, ob ein Einstieg ins Werbegeschäft gut komme, zweifeln die Bedenkenträger heute, ob ein Ausstieg aus dem Werbegeschäft gut komme.

Zum guten Glück gibt es Unternehmer, die Bedenken wegwischen und machen – und dabei das Risiko, zu scheitern, in Kauf nehmen.

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Unter linksurbanen Hypochondern

Als freiheitlich gesinnter Journalist ist man einsam geworden und sieht sich in einer Branche umgeben von Staatstreuen, Übervorsichtigen, Hyperkorrekten. Bin nun ich im richtigen Beruf oder sind sie es?

Die Leser der «Schweizer Journalist:in» haben die nicht mit Namen auftretenden Menschen hinter dem Medium Megafon Reitschule Bern zur Chefredaktion des Jahres 2021 gewählt. Ich hingegen habe mich längst damit abgefunden, nie einen Journalistenpreis zu gewinnen. Nicht, dass es wichtig wäre, aber natürlich leben Journalisten von Anerkennung: Sie geben sich Mühe, so attraktiv wie möglich zu schreiben, um gelesen zu werden. Und wenn sie herausfinden müssen, dass dem nicht so ist, dann leiden sie: So wie die Theaterkritikerin, die Jahrzehnte in der Illusion lebte, von der ganzen Kulturschweiz, ja, von halb Europa gelesen zu werden, und dann mit dem Internet herausfinden musste, dass ihre Artikel kaum je angeklickt werden. Es sollen schon gestandene Männer mit Tränen in den Augen sich im Chefbüro verzweifelt beklagt haben, dass niemand, aber auch gar niemand eine Rückmeldung zu ihrem Text gegeben habe! Journalisten sind wie Künstler; sie leben ein Stück weit vom Einkommen, vor allem aber vom Applaus.

Als Chefredaktor eines Nischenmagazins habe ich mich wohl oder übel daran gewöhnt, von meinen Berufskollegen ignoriert zu werden: Die Themen des «Schweizer Monats» seien zu schwierig, die Artikel zu lang, das Lesen zu anstrengend: So wie die Smartphone-Konsumzeit ansteigt, so sinkt die Aufmerksamkeitsspanne, natürlich auch bei Journalisten. Wer mehrere Stunden täglich auf Twitter ist und Dutzende Tweets absetzt, ist kaum noch in der Lage, einen längeren Text bis zu Ende zu lesen. So viele sind, ohne es sich bewusst zu sein, von der Big-Tech-Industrie via KI und Algorithmen in den festen Griff genommen worden, nicht nur die Teenies und die Boomer. Ein Problem, um in der von Social Media dominierten Welt Aufmerksamkeit zu erhalten, sind die Bezahlmauern: Während Grosskonzerne wie TX Group oder Ringier die Marktmacht haben, ihre Leser zu einem Login zu bringen oder zu zwingen, ist das für ein Nischenmagazin schwierig. Der «Schweizer Monat» hat zwar mehr Abonnenten, seit ich Chefredaktor bin, aber es ist ein grosser Kampf um jeden einzelnen Leser.

Eine WOZ in jeder Stadt
Im Jahr 1982 war die Inflation zuletzt so hoch wie heute, und wir erleben auch in anderen Fragen eine Wiederholung dieser Zeit. Der Star der Linken zu dieser Zeit war Niklaus Meienberg: Ein Kraftwerk von einem Mann, für den jeder Mächtige, der seinen Weg kreuzte, eine Einladung war, ihn zu zerlegen. Wer seine Texte heute liest, bleibt fasziniert von seiner Kreativität und Sprachgewalt, muss aber auch eingestehen, dass er es nicht immer so genau nahm mit den Fakten, wenn denn nur die Richtigen an die Kasse kamen. Beim Megafon Reitschule wäre er zu einem Leader geworden, und er wäre sicher nicht so feige gewesen, sich in einem anonym auftretenden Kollektiv verstecken. In der Realität der 1980er-Jahre stand er am Rande der Gesellschaft. So wie die WOZ, die ständig nach Geld suchte.

Den heutigen WOZes geht es sehr viel besser, es gibt in jeder Stadt eine, und sie sind nicht nur salonfähig, sondern auch erfolgreich geworden: Republik und Tsüri in Zürich, Bajour in Basel, Hauptstadt in Bern, Zentralplus in Luzern. Finanziert werden sie direkt von Abonnenten, aber auch von grünlinksurban gesinnten Millionären. Man könnte meinen, es sei alles in Butter, aber doch wollen sie noch lieber das Geld vom Staat erhalten. Dass der Staat private Medien aktiv auf Antrag nach selbst gewählten Kriterien finanziert (Online-Medienförderung), war in den 1980er-Jahren nicht nur auf staatlicher Seite undenkbar, sondern auch von privater Seite unerwünscht. Unabhängigkeit vom Staat war damals erstrebenswert. Dass Journalisten heute die Abhängigkeit vom Staat suchen, zeigt, dass sie ihn auf ihrer Seite wähnen.

Entscheidend ist die Beziehung zur Privatwirtschaft
«Die vehementesten Fürsprecher der Medien sind die Linken. Und das kommt nicht von ungefähr. Denn links der Mitte weiss man, was man an den Journalisten hat.» Das schrieb Katharina Fontana in der NZZ, und sie hat recht. Ein Blick auf Journalistentwitter zeigt deutlich, wie die politischen Sympathien verteilt sind: Gut dort sind linksurbane Projekte, Jacqueline Badran und die GLP, schlecht sind Freiheitstrychler, Thomas Aeschi und die FDP. Gegenstimmen gibt es wenige: Sie sind desillusioniert verstummt, weil sie nicht immer neue Lust haben, in Diskussionen alleine gegen eine Übermacht von grünlinken Journalisten anzutreten, die sie immer wieder in den Dunst des Rechtsextremen oder den Dunst des bezahlten Lakaien rücken.

Wie eine 2021 veröffentlichte Analyse verschiedener Umfragen unter westlichen Journalisten zeigt («The Left-liberal Skew of Western Media»), sind die Unterschiede zwischen Journalisten und der Wählerschaft beträchtlich. Während christliche Ideen mehr als doppelt so viel Rückhalt unter Wählern finden (Faktor 2), sind es bei nationalistischen, EU-skeptischen und libertären Ideen Faktor 3 oder 4, bei nationalkonservativen Ideen sogar mehr als Faktor 5. Umgekehrt sind doppelt so viele Journalisten als Wähler EU-positiv eingestellt (Faktor 2), und Themen wie Kommunismus, demokratischer Sozialismus und Sozialismus kommen – ihrer bisher mit Millionen von Opfern gepflasterten Umsetzung zum Trotz – fast auf Faktor 2. Mehr als Faktor 2 findet das Themen Feminismus, und etwa drei Mal so viele Journalisten als Wähler finden grüne Themen wichtig.

Der entscheidende Punkt, den die Journalisten von der Bevölkerung unterscheidet, ist die Beziehung zur Privatwirtschaft, ein Punkt, den auch Katharina Fontana macht: «Journalisten haben überwiegend eine akademische Bildung, sie sind häufig städtisch geprägt und steigen oft in den Beruf ein, ohne vorher solide Erfahrung auf einem anderen Gebiet gesammelt zu haben.» Tatsächlich ist es die Prägung, die mich von den anderen unterscheidet: Ich habe nämlich vor meinem Journalistendasein kein Studium absolviert, sondern eine kaufmännische Lehre gemacht und vornehmlich in der Privatwirtschaft gearbeitet. Und so zu jenen Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Privatwirtschaft gehört, die gezwungen werden, mit ihren Steuern grünlinke Träume zu verwirklichen. Sie kommen in den Medien wenig vor, und wenn, dann meistens als herzlose Kapitalisten, die in einer Krise die Frechheit haben, sich von Mitarbeitern zu trennen. Vorzugsweise sprechen Journalisten mit dem Personal aus Universitäten, NGO und anderen staatsnahen Kreisen, oder aber, wie zunehmend bei SRF, mit internen «Experten». Also mit sich selbst.

Panik in der Pandemie
In der Pandemie hat es sich gezeigt, dass die Probleme, Einschränkungen, Sorgen und Nöte, die Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Privatwirtschaft durch die Regierungsmassnahmen erwachsen sind, von den Journalisten mehrheitlich ignoriert wurden. In den Redaktionen dominierten recht bald die Hypochonder mit riesiger Angst vor dem Virus jene, die grundsätzlich auf ihre Abwehrkräfte vertrauten und eigenverantwortliche Massnahmen befürworteten. Stimmen, die die Massnahmen zu extrem, einschränkend und freiheitsfeindlich fanden, wurden von den Leitmedien erst dann als valide aufgenommen, als die Pandemie vorbei war. Mehr Staatstreue geht nicht.

Wie Rainer Stadler auf Infosperber.ch treffend feststellte, hätten die Journalisten in der Coronakrise autoritärere und einschneidendere Massnahmen umgesetzt als der Bundesrat. Ähnlich wie Neil Ferguson vom Imperial College London, der zu Beginn der Pandemie Millionen von Toten in wenigen Wochen falsch prophezeit hat, haben Journalisten wie Marc Brupbacher von TX Media mit ihren Schreckensszenarien von überfüllten Spitalbetten – es gab in der Schweiz nie zu wenig Intensivbetten, man kann es nachprüfen – die Regierung zu immer extremeren Massnahmen gedrängt. Wer die Welt anders sieht oder darstellt, betreibt dann halt eben «Wissenschaftsleugnung» – so macht man es sich.

Hätten diese Journalisten politische Macht ausüben können, dann hätten wir auch in der Schweiz Massnahmen erleiden müssen, wie sie die kommunistische Partei Chinas durchsetzt. Menschen, die gegen die verrückte No-Covid-Politik der KPCh mit ihren sinnlosen Lockdowns opponierten und demonstrierten, um sie zu verhindern, wurden und werden lächerlich gemacht von Journalisten. Ich bin sehr froh, dass diese Journalisten keine direkte politische Macht haben. Es ist absurd geworden: Wenn man jene, deren Auftrag es ist, die Regierung zu kontrollieren, politisch mehr fürchten muss als die Regierung selbst.

Dieser Artikel ist in gekürzter Form in der Branchenzeitschrift «Schweizer Journalist:in» 2/2022 vom 16. Mai 2022 erschienen.

Fake News mit Tell

Die Schweizer Stimmbürger haben das Medien-Subventionspaket mit 54,6 Prozent abgelehnt – richtig so. Die Ja-Kampagne des Verbands Schweizer Medien – Journalist Reza Rafi nannte sie «die schlechteste Kampagne aller Zeiten» – ist mit einer Figur in den Wahlkampf gestiegen, die an Wilhelm Tell erinnert. Mit einer Zeitung wedelnd brachte er in einem der Sujets Mauern zum Einsturz, die Fake News symbolisieren sollen. Nix verstanden dabei? Keine Sorge, andere auch nicht.

Die von Friedrich Schiller in ein Freiheitsepos gesetzte mythische Figur Tell kannte weder Zeitungen noch Subventionen, und sie war auch nicht bekannt dafür, Mauern mit einer Handbewegung zum Einsturz zu bringen. Dass Tell für staatliche Zahlungen an Grosskonzerne stehen soll, die mit dem Medienwandel Mühe bekunden, werden viele intuitiv als Fake News wahrgenommen haben.

Eine Kampagne verschiedener linker Journalistenverbände, die «Ohne Medien keine Demokratie» androhten und den staatlichen Geldregen aus der Giesskanne an alle als ein «Ja zur Medienvielfalt» verkaufen wollte, zog nicht. Ebensowenig, dass Christoph Blocher, dessen Gratiszeitungen nicht vom Gesetz profitiert hätten, die Schweiz ohne dieses Gesetz in ein Einheitsmedienland verwandeln würde. Selbst die zum ultimativen Feindbild emporstilisierten Trychler konnten nicht abschrecken.

Für die deutsche TAZ ist das Verdikt der Schweizer Stimmbürger «Ein Nein zur Aufklärung». Für mich ist es eine Bekräftigung, dass vom Staat nicht korrumpierte Medien, die ihn frei kritisieren, gesucht und gewollt werden, ja dringend gebraucht werden.

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Das Mediengesetz braucht es nicht

Der Brief, den Ringier-CEO Marc Walder am 20. März 2020 an verschiedene Chefs von Schweizer Leitmedien schrieb, hat es in sich. Wer ihn durchliest, kann Walders Nähe zum Bundesrat förmlich spüren. Was auf dem privaten Medium Insideparadeplatz.ch am vergangenen Samstagmorgen veröffentlicht wurde, ist bisher noch nicht breit aufgenommen worden. Natürlich stecken in der Schweiz nicht alle Mächtigen unter einer Decke. Aber wer solche Briefe schreibt, gibt sich keine grosse Mühe, diesen Vorwurf zu entkräften.
 
Wird das am 13. Februar zur Abstimmung stehende Mediengesetz angenommen, wird der Staat privaten Medien noch näher rücken. Wir beim «Schweizer Monat» lehnen das Gesetz ab. Zwar könnten auch wir das Geld gut gebrauchen, die Gefahr einer Abhängigkeit vom mächtigsten Player überhaupt, dem Staat, ist uns aber zu gross. Weitere Gegenargumente gibt es zuhauf, zum Beispiel die Explosion der Medienvielfalt im Internet. Mehr dazu in meinem Leitartikel in unserer Februar-Ausgabe, die morgen erscheint.
 
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